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Anfang Mai 1999 berichtete die Fachpresse über das Konzept einer "Boeing 717-200 Lite“. Bei dieser Idee sollte bei der 717-200 primär das maximale Abfluggewicht auf unter 50 Tonnen reduziert werden und somit den potentiellen 717-Nutzern Kosten für Landegebühren und Überfluggebühren in den USA und Europa erheblich senken helfen. Zusammen mit dem geplanten Aufbau eines Wartungsnetzwerkes sollte die 717 dadurch attraktiver für kleinere Fluggesellschaften werden, die schlicht nicht die finanziellen Ressourcen für den Aufbau einer eigenen Infrastruktur für die Boeing 717 besitzen würden.
Die mögliche Entwicklung einer 717-Lite fiel nahezu zeitgleich mit der Bekanntgabe, dass Olympic Aviation als erster europäische Fluggesellschaft für die 717-200 gewonnen werden konnte. Zwei Flugzeuge sollten Ende 1999 ausgeliefert und für fünf Jahre von der „Bavaria International Aircraft Leasing“ angemietet werden. Zu diesem Zeitpunkt planten Olympic Aviation die Übernahme von bis zu zehn Boeing 717 innerhalb der nächsten drei Jahre und diese sollten „geleast und gekauft werden“.
Die 717-200 Lite hätte sich von der normalen Boeing 717-200 mit 51,8 Tonnen maximalen Abfluggewicht strukturell nicht unterschieden. Im Grunde sollte die 717-Lite nur weniger Kerosin tanken und ein „reduziertes maximales Abfluggewicht auf dem Papier festgehalten werden“. Die geringere Kerosinmenge hätte die nutzbare Reichweite von 2590 Km auf ca. 1500 Km reduziert, wobei diese Reduzierung weiterhin 90% der Anforderungen potentieller Kunden erfüllt hätte. Zusätzlich wurde die Möglichkeit genant, die beiden BR715-Triebwerke elektronisch zu drosseln, da der erforderliche Schub geringer ausfallen würde. Diese Drosselung hätte zu einer weiteren Schonung der Triebwerke beigetragen, mit dann wahrscheinlich längeren Intervallen zwischen den Überprüfungen.
Boeing arbeitete in dieser Phase unabhängig davon sehr wahrscheinlich am Aufbau einer Wartungsinfrastruktur für die 717 zur besseren Versorgung von Boeing 717-Flugzeugen. Im Fokus standen interessierte kleine Unternehmen, die aber keinesfalls die Ressourcen für den Aufbau eines 717-Flugbetriebs und der dafür notwendigen Infrastruktur selber aufbringen konnten. Die Idee war, dass Boeing komplette „Wartungspakete“ für eine 717 anbieten würden. Boeing würde hier zwischen dem Betreiber einer 717 und Wartungsunternehmen vermitteln, die einen Kontrakt mit Boeing hätten. Ein erstes Wartungsunternehmen sollten jeweils in den USA und in Europa beauftragt werden.
Möglich erscheint, dass durch die Entscheidungen seitens der Olympic Aviation, Bangkok Air und AeBal der Fokus stärker auf solche regionalen Fluggesellschaften gelegt wurde und hier optimale Voraussetzungen für den Einsatz von Boeing 717 geschaffen werden sollte. Aus verschiedenen Gründen setzt keine dieser eben genannten Fluggesellschaften die Boeing 717 mehr ein.
Die Bezeichnung "Boeing 717 Lite" wurde sehr schnell aufgegeben und tauchte nirgendwo mehr auf.