Zurück zur Ebene "Charakteristik der Boeing 717"

Es existierten Überlegungen seitens des Herstellers Boeing für eine Adaptierung der Boeing 717 für den Einsatz von Flugplätzen mit teilweise sehr kurzen Pisten. Neben der Beachtung operationeller Gesichtspunkte stand sehr wahrscheinlich die Erhöhung der Attraktivität des Flugzeugtyps für eine Reihe von Fluggesellschaften im Fokus. Die beeindruckende Lärmarmut der Boeing 717 sollte den Einsatz von stadtnahen Flughäfen sehr attraktiv gestalten.

Folgende Grafiken zeigen auf, welche Nutzlastbeschränkungen bei der Standardversion Boeing 717-200BGW einkalkuliert wurden und welche Leistungssteigerungen es bei einer modifizierten Boeing 717 geben würde. Man beachte, dass das Gewicht pro Fluggast inklusive Gepäck mit nur 100 Kg kalkuliert wurde, ein Wert, der unabhängig von der Konzeptidee einer solchen Boeing 717 als sehr optimistisch eingestuft werden sollte. In der Standardversion wäre die Boeing 717 nur mit deutlichen Nutzlastbeschränkungen einsetzbar gewesen. Auch sollte der Hinweis „Wet Takeoff“ (mit verlängertem Bremsweg bei Startabbruch und bei normalen Landungen) berücksichtigt werden.

Eine modifizierte Boeing 717 hätte den wenigen mir zur Verfügung stehenden Informationen deutliche Modifikationen bei der maximalen Klappenstellung der Landeklappen erhalten, zusätzlich wären sehr wahrscheinlich nur die optional schubstärkeren Triebwerke zum Einsatz gekommen und die Avionik und Druckkabine hätte so verändert werden müssen, damit zum Beispiel das deutliche steilere Anflugprofil für Landungen in London-City auch umsetzbar gewesen wären.

Mir ist nicht bekannt, ob sich interessierte Fluggesellschaften an Boeing gewendet haben und Boeing aus diesem Grund dieses Konzept ins Leben riefen. Insgesamt darf man annehmen, dass das Interesse nicht überwältigend war und andere Flugzeugtypen erheblich besser unter Beweis stellen konnte, die strikten Anforderungen für die Bedienung solcher Flugplätze zu erfüllen. Prominente Beispiele sind die BAE 146/Avro RJ, aber auch speziell modifizierte Embraer-Jets und seit einiger Zeit auch Airbus A318, die aber faktisch mit erheblich geringerer Nutzlast (und sehr großzügiger Sitzaufteilung) ab London-City operieren.

Tendenziell darf man darf man annehmen, dass nicht mehr die sehr kurze verfügbare Pistenlänge das Hauptproblem darstellt, sondern eher die Hindernisfreiheit sowie Fähigkeit des Flugzeugs, bei einem Triebwerksausfall sicher zu steigen. Es existieren nämlich eine Anzahl von Flughäfen mit nutzbaren Pistenlänge von nur 1400 bis 1700 m, die erfolgreich heute üblichen Flugzeugen wie der Boeing 737 oder A319 bedient werden.