Hawaiian Airlines ist historisch betrachtet ein sehr loyaler Kunde und Betreiber von Flugzeugen aus dem Hause McDonnell Douglas gewesen. Zu den eingesetzten Flugzeugtypen gehörten Versionen der DC-9-Serie und die MD-81. Hawaiian Airlines bestellten Ende September 1999 dreizehn Boeing 717 und vereinbarten Optionen für weitere sieben Boeing 717-200. Die 717-200 ermöglichten bei Hawaiian die Außerdienststellung der langjährigen DC-9-50-Flotte.
Ab Mitte der 1990er ergaben sich bei Hawaiian Airlines notwendige Überlegungen, welches Flugzeugmuster die langjährig eingesetzten DC-9 ersetzen könnte. Die Evaluierung unterschied sich sehr wahrscheinlich und zwangsläufig aufgrund der einzigartigen Einsatzprofile und Rahmenbedingungen deutlich von Untersuchungen anderer Fluggesellschaften.
Der innerhawaiianische Flugverkehr zeichnet sich durch teilweise sehr kurze Distanzen und damit kurze Flugzeiten aus. Zusätzlich stellt auch das Klima eine nicht zu unterschätzende Rolle dar. Die warme, feuchte und salzhaltige Luft hat grundsätzlich einen negativen Effekt auf die Struktur eines Flugzeugs und bedarf einer angepassten technischen Betreuung.
Für viele Jahre Arbeitspferd der Hawaiian zwischen den Inseln - die DC-9-51
Die tagtäglich umgesetzten Routenprofile resultierten in einer hohen Anzahl an täglichen Starts sowie Landungen und in Kombination mit kurzen Flugzeiten. 14 bis 16 Flüge am Tag wurden mit einer DC-9 umgesetzt und dies war der Maßstab an jedes in Frage kommende Nachfolgemuster.
Als Maßstab galt zwangsläufig die DC-9-50. Mit ihren 139 Sitzplätzen bot diese Version sehr attraktive Betriebskosten und Hawaiian Airlines erwarb durch den langjährigen Einsatz auch die operationelle und technische Kompetenz beim Einsatz der DC-9. Eine optimal eingesetzte 139-sitzige DC-9 war somit die Grundlage, auf derer Hawaiian Air ein Nachfolgemodell untersuchte und es war nicht so, dass pauschal eine Boeing 737-600 oder A319 mit erheblich modernen Triebwerken tatsächlich auch erheblich effizienter gewesen wäre. Sehr viele zusätzliche Faktoren spielten und spielen hier eine Rolle.
Glaubt man wenigen zugänglichen Quellen, darf man die Evaluierung in zwei Phasen unterteilen. Die Evaluierung begann sehr wahrscheinlich 1997.
Folgende Szenarien wurden u.a. durchgespielt:
- Lebensverlängerungprogramm für die existierende DC-9-50-Flotte
- Ersatz der bestehenden DC-9-50-Flotte durch jüngere DC-9-50
- Ersatz durch MD-82 und MD-83
- Ersatz durch einen neuen Flugzeugtyp
Die ersten drei Möglichkeiten wurden im Verlaufe der Überlegungen verworfen, da die zu erwarteten Einsparungen bei den Kosten und Ertragssteigerungen nicht im Einklang mit den Investitionen standen. Der Ersatz der DC-9 durch einen neuen Flugzeugtyp wurde somit beschlossen.
Auf der Suche nach einem Nachfolgemodell der langjährig eingesetzten DC-9-51 konzentrierte sich die Evaluierung sehr wahrscheinlich auf drei Flugzeugtypen.
- Airbus A318
- Boeing 717-200
- Boeing 737-700
Die in Entwicklung befindliche Airbus A318 wurde als zu schwer und zu teuer bewertet. Auch stand die A318 nach damaliger Einschätzung erst ab 2004 zur Verfügung. Eine Umstellung auf A318 hätte eine vollständige Neuorganisation des Flugbetriebs erfordert.
Bei der Boeing 737-700 handelt es sich um ein Modell, welches für längere Routen optimiert ist, ebenfalls zu schwer sei und es gab berechtigte Zweifel, ob die CFM-Triebwerke mit den ultrakurzen Flügen zurecht kommen würden. Eine Umstellung auf Boeing 737-700 hätte eine vollständige Neuorganisation des Flugbetriebs erfordert.
Die Boeing 717 hatte sehr große Ähnlichkeit bei der technischen Betreuung und im Flugbetrieb mit der DC-9, versprach nach Einschätzung von Hawaiian Airlines die beste Wirtschaftlichkeit und Effizienz und verfügte über Triebwerke, die mit den sehr kurzen Flügen problemlos zurechtkommen würden.
Es ist rückblickend sehr wahrscheinlich, dass Hawaiian Airlines nicht erst Ende der 1990er die Boeing 717 evaluierte. Die MD-95 bot nämlich einige Schlüsselfaktoren, die Antworten auf die Anforderungen von Hawaiian boten. Die MD-95 wurde als ein für Kurzstreckenprofile optimiertes Modell konzipiert, mit häufigen Starts und Landungen während ihrer Einsatzzeit.
Der Antrieb versprach, häufige Starts und Landungen problemlos zu bewältigen, ergänzt durch die teilweise sehr kurzen Zeiten im "Reiseflug".
Die Struktur der Boeing 717 basierte insgesamt auf erwiesenermaßen erprobtes Design der DC-9/MD-80/-90. Hawaiian Airlines erwarb hier ihre eigenen positiven Einsatzerfahrungen.
Auch würde sich der Betrieb der Boeing 717 ähnlich gestalten. Kapazitätsseitig war die Boeing 717-200 unterhalb der DC-9-51 angesiedelt. Die attraktive Bestuhlung mit fünf Sitzplätzen pro Reihe wäre unverändert bei Erneuerung der Flotte weiterhin im Angebot gewesen.
Die Avro RJ100 befand sich in einer relativ späteren Phase ihrer Evolution und es gab Pläne, eine nochmals modernisierte Auflage unter der Bezeichnung AVRO RJX anzubieten. Die Avro RJX sollte bis zu 15% sparsamer beim Verbrauch sein, bis zu 17% mehr nutzbare Reichweite bieten und bis zu 20% niedrigere Wartungskosten aufweisen. Weiterhin sollte es eine Familie geben, mit der RJX-70, RJX-85 und RJX-100. Das Projekt wurde im Dezember 2001 offiziell gestoppt. Zu den Erstkunden gehörten Druk Air aus Bhutan für zwei RJX-85 und British European mit 12 AVRO RJX-100. Mir sind keine relevanten Quellen bekannt, die Hawaiian Airlines mit der Avro RJX in Verbindung brachten.
Immerhin wurde Aloha Airlines im Jahre 2001 offensichtlich offiziell als möglicher Kunde für bis zu 24 Avro RJX-100 genannt:
"In what can only be described as excellent news for BAE Systems, it has been officially announced that ALOHA AIRLINES is in the final negotiation stages of an order with the UK-based manufacturer for 24 Avro RJX-100 Regional Jets. The new aircraft would commence delivery next year, and would be ideally suited to expanding service to the many destinations with short runways within the Hawaiian Islands, said a spokesperson."
Hawaiian Airlines entschied sich für dreizehn Boeing 717 und vereinbarte Optionen für den Erwerb weiterer sieben Flugzeuge.
Hawaiian Airlines To Purchase Up To 20 New Boeing 717-200s
- New Interisland Fleet To Save $200 Million In Cash Operating Costs Over 10 Years -
HONOLULU, HI, September 22, 1999 = In a historic agreement that will bring the world's newest, most advanced short-haul commercial passenger jet to Hawaii, Hawaiian Airlines, Inc. (AMEX and PCX: HA) and Boeing Commercial Airplanes, Inc. (NYSE: BA) announced today that Hawaiian has signed a letter of intent to purchase up to 20 Boeing 717-200 aircraft, with a firm order valued at more than $430 million for 13 planes, to replace its current interisland fleet. Hawaiian will take delivery of the 13 new aircraft in 2001.
The 717s will be 25 percent more fuel-efficient and cost far less to maintain than the company's current DC-9 fleet. As a result, Hawaiian expects to save $200 million in cash operating expenses over the first 10 years of their operation. Cost per available seat mile (ASM) of the 717, including ownership, will be 1.5 cents per ASM better than that of the DC-9 in 2002, the company's first full year of operating the "next generation" aircraft. Based upon Hawaiian's expected flight schedule in 2002, this translates to a $15 million improvement in that year's pretax earnings.
The new fleet of highly fuel-efficient, environmentally friendly and Stage 3 compliant Boeing 717s will be phased in during 2001, replacing Hawaiian's current interisland fleet of McDonnell Douglas DC-9 aircraft. In addition to substantially reducing operating costs, the 717s' ability to fly with greater frequency than the DC-9s will generate increased revenues and productivity by allowing Hawaiian to expand its flight schedule between the Hawaiian Islands.
In addition, the 717 has the same Type Rating as the DC-9, which will make Hawaiian's maintenance and crew training transition much easier than changing to a completely new aircraft type.
John W. Adams, Chairman of the Board of Hawaiian Airlines, called the announcement a milestone in the company's 70-year history and a reflection of Hawaiian's financial health.
"This may be the largest investment ever made in the Hawaii interisland air travel market," he said. "It caps three years of measured growth at Hawaiian and reflects a balance sheet strong enough to acquire a fleet of state-of-the-art aircraft that will carry our passengers safely, comfortably and efficiently into the 21st Century."
Adams said the company has secured financing through Boeing for the initial acquisition of 13 aircraft and that the multimillion-dollar investment underscores the company's commitment to its core business providing frequent, affordable interisland transportation in Hawaii.
"These new planes make a statement for Hawaiian that says we steadfastly believe in the interisland market, the Hawaii economy, the future of tourism and our own corporate strength," Adams said.
Paul J. Casey, Hawaiian's President and Chief Executive Officer, praised Hawaiian's 3,000 employees for their contribution to the airline's success. "This purchase reflects the partnership that exists between our owners, employees and management to continue to enhance Hawaiian Airlines as an invaluable asset for Hawaii. We are determined to take interisland travel to a whole new level of customer satisfaction.
"Seventy years ago, our company ushered in a new era in Hawaii with the introduction of interisland air travel. Just as our eight-passenger Sikorsky amphibians were state-of-the-art in 1929, our new 717s will be the most advanced aircraft flying in Hawaii.
"The 717 is quieter and more reliable than any other aircraft in its class. It's got the widest aisles and seats and the largest overhead storage bins. It's also the most environmentally friendly, with far lower emissions than any comparable aircraft.
"It's the plane everyone will want to fly," he said.
Hawaiian's 717s will seat eight passengers in First Class and 115 in Coach.
The higher productivity of the 717 will allow Hawaiian to expand its interisland flight schedule to accommodate increasing passenger feed from the company's successful code share agreements with American, Continental and Northwest airlines, and from Hawaiian's own expanded West Coast operations, Casey said.
Twin BMW Rolls-Royce BR715 engines make the 717 quieter on the outside and inside than other planes in its class. The 717-200 not only meets federal Stage 3 noise requirements, it in fact meets proposed Stage 4 criteria expected to be required in future years. The 717-200's noise levels for takeoff and approach are rated significantly lower than any other interisland jet aircraft in operation.
In addition, the 717's BR715 engines generate emissions that are 60 percent below federal standards.
The agreement with Boeing culminates an intensive, two-year analysis of potential replacement aircraft to succeed the DC-9, which has a proven track record in the industry for durability in short-haul markets.
Doug Groseclose, Boeing Commercial Airplanes Group vice president - South Asia/Pacific, Africa and Middle East Sales, said, "The 717 is an ideal aircraft for Hawaiian Airlines. We're thrilled that the airline has shown confidence in this airplane and in partnering with Boeing. And, given the operating capabilities of this airplane and Hawaiian's unique and demanding requirements, we expect the 717 to deliver superior results. The acquisition of the 717 is a great way to celebrate 70 years of doing business."
First introduced in 1995 as the MD-95, the Boeing 717 is McDonnell Douglas' successor to the DC-9 series. Though similar in size and shape to the DC-9-50, the 717-200 features "next-generation" technology, from its "glass cockpit" flight deck to its advanced aerodynamics that contribute to greater fuel efficiency. The design of the aircraft also allows easier passenger loading, cargo loading and fueling than its predecessors.
Founded in 1929, Hawaiian Airlines launched the first commercial airline service in the Islands and later introduced the first jets in interisland service more than 30 years ago. From its Honolulu hub, Hawaiian serves the Islands of Maui, Kauai, Lanai, Molokai and the Big Island of Hawaii. The nation's 12th largest carrier, Hawaiian also operates a fleet of 12 McDonnell Douglas DC-10 widebody aircraft on 14 flights a day between Hawaii and the U.S. mainland. Its DC-10 South Pacific service links Honolulu with American Samoa and Tahiti.
Hawaiian Airlines has earned numerous international awards for service in recent years and most recently was rated third in Travel & Leisure magazine's 1999 ranking of the Top 10 Domestic Airlines.
Except for historical information contained herein, the matters discussed in this news release contain forward-looking statements that involve risks and uncertainties. The company's actual results may differ materially from the results discussed in the forward-looking statements. Factors that might cause such a difference include, but are not limited to, the effect of changing economic conditions, trends in the airline industry, the ability to control costs and expenses, and other risks detailed in the company's continuing reports filed with the Securities and Exchange Commission.
The world's largest producer of commercial jetliners, Boeing Commercial Airplanes Group maintains its leadership with intense focus on customers and their requirement for products and services that deliver the highest value. Only Boeing offers 23 airplane models to serve every passenger market from 100 seats to nearly 600 seats, as well as the most complete line of cargo freighters.
Mit der Entscheidung zugunsten der 717 wurde ein Modell gewählt, welches im Vergleich zur bislang eingesetzten DC-9-51 eine etwas geringere Kapazität aufweisen sollte. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass die technologischen Weiterentwicklungen bei der 717-200 zu einer insgesamt erheblich gesteigerten Wirtschaftlichkeit führen sollte und die Betriebskosten pro Sitzplatz trotz der geringeren Kapazität deutlich unter denen einer DC-9-50 liegen würden.
Die Boeing 717 erlaubte Hawaiian Airlines den Austausch ihrer Kurzstreckenflotte durch ein Modell mit modernstem Antrieb und erheblich niedrigeren Wartungskosten.
--> Hauptartikel: "Auflistung der Boeing 717-Flotte von Hawaiian Airlines"
Der erste kommerzielle Einsatz der Boeing 717 fand am 15.03.2000 statt, als Flug HA106 um 05:35 Uhr ab Honolulu nach Kahului (Maui) abhob. In der Anfangsphase wurden die Boeing 717 ausschließlich zwischen O´ahu und Maui eingesetzt, damit sich die Besatzungen und Bodenmannschaften mit dem neuen Muster vertraut machen und die Betriebsabläufe besser eingeübt werden konnten.
Die Umflottung und Einführung der Boeing 717 bei Hawaiian sollte bislang historisch betrachtet den weltweit schnellste Aufbau einer Boeing 717–Flotte darstellen, denn bis Ende 2001 wurden alle fest bestellten Boeing 717 in Dienst gestellt. Der Ersatz der DC-9-50-Flotte erfolgte im 1:1-Verfahren, wobei gleichzeitig aber durch Optimierung des Gesamtflugplans der Betrieb von 15 DC-9-50 sehr wahrscheinlich größtenteils durch 13 Boeing 717 mehr als abgedeckt werden konnte.
Mit der Boeing 717-200 wurde wurde ein modifiziertes neues Farbschema eingeführt. Es ersetzte das seit 1975 gültige Erscheinungsbild. Weiterhin sollte das "Pualani"-Symbol (Gesicht einer Frau in einer Hibiskusblüte) eine dominierende Rolle. Das Logo wurde aber "persönlicher", der veränderte Schriftzug größer und eine veränderte Farbkombination wurde gewählt.
Jede Boeing 717 bot bei Hawaiian Airlines 123 Fluggästen (F8Y115) Platz und die 717-200 wurde und wird ausschließlich für das innerhawaiianische Streckennetz eingesetzt. Der Flugbetrieb zwischen den hawaiianischen Inseln stellt wie bereits mehrfach erwähnt eine überaus große Herausforderung für Flugzeuge wie die Boeing 717 dar.
Die Bodenabfertigungszeiten liegen höchst wahrscheinlich offiziell bei zwischen 23 und 30 Minuten. Die teilweise extrem kurzen Flüge resultieren in einer hohen täglichen Anzahl an Starts und Landungen. Aus diesem Grund dürften die 717 bei Hawaiian Airlines mittlerweile im Gegensatz zu manch anderem Betreiber der 717 innerhalb weniger Jahre eine hohe individuelle Anzahl an "cycles" erreicht haben, wenngleich die absolvierten Flugstundenzahlen sicherlich erheblich geringer sein dürften.
Folgender Rotationsplan einer Boeing 717 bei Hawaiian soll verdeutlichen, welches Pensum ein Flugzeug an einem Tag umsetzte.
16 Flüge, Einsatz ab 05:20 Uhr morgens bis 21:42 Uhr abends. falls sich die Regelung nicht änderte, fand ein Crewwechsel nach acht Flügen statt.
Bis zu 16 Flüge am Tag bedeuten eine rasante Summierung von Starts und Landungen. Ein "cycle" (Flug) wurde und wird sehr wahrscheinlich bezüglich der Druckkabine nicht als voller Flug kalkuliert, da bei den kurzen Flugzeiten äußerst selten die volle Reisehöhe erreicht wurde und wird. Es deuten genug Indizien darauf hin, dass nicht jeder Flugzeugtyp dieses Pensum ohne operationelle Probleme erzielen kann.
Alle Boeing 717 der Hawaiian Airlines sind nach Vogelarten benannt. Mit der Boeing 717 setzen Hawaiian Airlines das zur Zeit wohl modernste Fluggerät ihrer Größe zwischen den hawaiianischen Inseln ein. Hawaiian erhoffte sich durch den Einsatz der 717-200 erhebliche betriebswirtschaftliche und operationelle Vorteile gegenüber ihren DC-9-50 die sich aber unabhängig davon als äußerst gut bewährt haben sollen. Im Jahr 2003 musste sich die Fluggesellschaft (wieder) unter Konkursschutz (Chapter 11) stellen, konnte aber den Flugbetrieb vorerst fortsetzen.
Eine im Dezember 2001 angekündigte Fusion mit der Aloha Airlines scheiterte. Eine Fusion hätte sicherlich einen weiteren Ausbau der 717-Flotte als Ersatz der Aloha Airlines Boeing 737-200Adv.-Flotte eingeleitet, wenngleich ein 1:1-Ersatz eher unwahrscheinlich gewesen wäre, da beide Fluglinien mit Überkapazitäten kämpfen.
Im Herbst 2003 kursierten Meldungen über ein mögliches - teilweises oder gar vollständiges - Ende der Boeing 717 bei Hawaiian Airlines. Streitpunkt schienen wohl in erster Linie die finanziellen Konditionen zu sein, die zwischen Hawaiian und Boeing bestehen. Hawaiian soll sogar darüber nachgedacht haben, ihre Boeing 717 durch MD-80 zu ersetzen, die in dieser fraglichen Zeitphase erheblich günstiger im Lease waren und sind. Ob diese Überlegungen detailliert verfolgt wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Diese Meldung behandelte ich unabhängig davon mit Vorsicht, da einige Faktoren gegen den Einsatz der MD-80 sprachen und sprechen. Abgesehen davon, daß Hawaiian Airlines schon Anfang der 1980er Jahre Erfahrung mit der MD-80 machte und feststellen musste, daß die MD-80 generell zu groß für das Streckenprofil ist, so würde die MD-80 nur einer Verringerung der angebotenen Kapazität entsprechen, würden deutlich weniger MD-80 die Ziele auf den Inseln bedienen und somit das Flugprogramm absolvieren. Eine identische Anzahl an MD-80 würde im Vergleich zur B717 erhebliche Überkapazitäten erzeugen. Ende November 2003 wird seitens verschiedenster Quellen spekuliert, daß Hawaiian eventuell ihre Boeing 717-Flotte um zwei Exemplare reduzieren würde, für die Qantas Link schon Interesse bekundet haben soll. Tatsächlich wird die Flotte von 13 auf elf Boeing 717 reduziert und die beiden Boeing 717 werden von AirTran übernommen.
Mit nunmehr einer reduzierten Flotte von elf Boeing 717 konnten Hawaiian Airlines mittlerweile wieder stabilisierter und optimierter ihr Streckennetz zwischen den Inseln des Archipels fortsetzen. Die Optionen für weitere sieben Boeing 717 wurden bekanntlich nicht mehr in Anspruch genommen. Schrittweise wurde das Langstreckennetz mit weiteren Boeing 767 ausgebaut und die internationale Wachstumsstrategie verhalfen Hawaiian Airlines, neben einem attraktiven Linienflugplan zwischen den Inseln auch eine stetig wachsende Anzahl an Langstreckenzielen anzubieten. Es erscheint sehr wahrscheinlich, dass diese Strategie sich positiv auf das Unternehmen auswirkte, da Hawaiian Airlines das Risiko etwas reduzieren konnten, mehrheitlich auf den innerhawaiianischen Markt angewiesen zu sein. Zwar sollte das traditionelle Flugprogramm zwischen den Inseln weiterhin eine tragende Rolle spielen, aber geographisch gab es hier kaum weiteres Wachstumspotential und je nach Informationsquelle gab es immer wieder Meldungen, dass der Markt gesättigt sei, es generell Überkapazitäten gäbe, während gleichzeitig in den Medien ab und an Vorwürfe laut wurden, dass es zwischen Hawaiian Airlines und Aloha Airlines "Preisabsprachen gegeben haben soll.
Der Markteinsteig der Fluggesellschaft "Go!" (mit 50-sitzigen CRJ) verschärfte nach Ansicht einiger Analysten die Marktsituation weiter, während andere Stimmen behaupteten und behaupten, dass Go! trotz - oft als Dumpingpreise - bezeichneter Flugpreise ihre CRJ nicht ausreichend auslasten konnte und kann. Unabhängig davon erscheint es zunehmend wirtschaftlich gesehen problematisch, mit 50-sitzigen Regionaljets eine akzeptable Kostendeckung zu erreichen.
Die Marktsituation verbesserte sich für Hawaiian Airlines und Aloha Airlines nicht. Am 20.03.08 beantragten Aloha Airlines abermals Gläubigerschutz (Chapter 11) und Hawaiian Airlines meldeten (unabhängig davon?), dass man ab 01.04.08 die Frequenzen auf einigen Inselstrecken weiter erhöhen würde. Diese zusätzlichen Flüge könnten ohne zusätzliche Boeing 717 eingeplant werden, da man den Flugbetrieb der 717 noch weiter ausreizen und optimieren würde.
Am 31.03.08 stellten Aloha Airlines ihren Passagierbetrieb nach 61 Jahren ein. Damit endet die klassische Szenerie, dass es einst (mit weiteren eher kurzlebigen Konkurrenten) die zwei hawaiianischen Fluggesellschaften Aloha Airlines ("die mit der 737") und Hawaiian ("die mit der DC-9") gab.
Die Flugbetriebseinstellung des Erzrivalen Aloha Airlines am 31.03.2008 könnte bedeuten, dass bei Hawaiian Airlines möglicherweise die aus elf Flugzeugen bestehende Boeing 717-Flotte erweitert werden könnte. Mindestens eine hawaiianische Zeitung berichtet, dass Hawaiian Airlines auf der "Suche nach weiteren Boeing 717 sei" und dies eine "hohe Priorität hätte". Es sei aber kein Zeitrahmen für die Einführung weiterer Flugzeuge vorhanden und Hawaiian würde nun weltweit nach verfügbaren Boeing 717 suchen. Die überraschende Äußerung darf als Reaktion auf das hinterlassene Vakuum von Aloha Airlines angesehen werden. Hawaiian nahmen einst 13 Boeing 717 fabrikneu ab, reduzierten aber vor einigen Jahren ihre Flotte um zwei Exemplare. Problematisch dürfte die Beschaffung von zusätzlichen Boeing 717 sein, da nicht sehr viele 717 auf dem Gebrauchtmarkt erhältlich sind. Zwar werden aktuell wieder vermehrt das Muster MD-80 als Zwischenlösung erwähnt, aber weiterhin vertrete ich die Ansicht, dass zu viele Faktoren gegen den temporären Einsatz sprechen. Die MD-80 mag zwar kapazitätsseitig kurzfristig eine willkommene Entlastung bringen. Es erscheint aber fraglich, ob grundsätzlich Bedarf an derart großen Flugzeugen im innerhawaiianischen Linienverkehr besteht. Es erscheint somit der Wunsch nach weiteren Boeing 717 als beste Lösung, da man eine vorhandene Teilflotte ausbauen würde und die 717 auch eine Kapazität bieten, die eher den mittelfristigen Bedürfnissen von Hawaiian Airlines gerecht werden würde.
Hawaiian Airlines werden ihre Boeing 717-Flotte um vier (4) Exemplare erweitern. Dies wurde offiziell gemeldet. Zwei Flugzeuge werden die Flotte von Hawaiian ab September 2008 ergänzen, eine dritte Boeing 717 ab November 2008 eingeführt und das vierte Flugzeug im Dezember 2008. Alle vier Boeing 717 werden langfristig über "Boeing Capital" angemietet und waren zuvor bei der Impulse Airlines/Jetstar im Einsatz.
Durch die Anmiete dieser zusätzlichen Flugzeuge setzenHawaiian Airlines fünfzehn (15) Boeing 717 ein. Es sei erwähnt, dass die Boeing 717-Flotte bei Hawaiian
sehr wahrscheinlich zu den am stärksten beanspruchten Flugzeugen ihres Typs zählen. Das tägliche Pensum an Starts und Landungen ist enorm, bis zu 14 Flüge werden täglich von einer Boeing 717
durchgeführt. Die Bodenzeiten liegen zwischen 23 und 30 Minuten.
--> Hauptartikel: "Die Erweiterung der 717-Flotte auf 18 Einheiten"
Hawaiian Airlines haben am 30. Juni 2011 bestätigt, drei zusätzliche Boeing 717-200 anzumieten und die bislang 15 geleasten Boeing 717 käuflich erworben zu haben. Die zusätzlichen 717 sollen jeweils im September, Oktober und November 2011 an Hawaiian Airlines ausgeliefert werden.
Ab Frühjahr 2015 rüstete Hawaiian Airlines schrittweise sämtliche Boeing 717 auf eine einheitliche neue Sitzkonfiguration für insgesamt 128 Passagiere um. Zuvor waren insgesamt fünf verschiedene Sitz-/Bordküchen-/Waschraum-Konfigurationen genutzt worden, inklusive der Standardbestuhlung für 8 First und 115 Tourist und einer alternativen Konfiguration mit 118 Sitzplätzen (F8Y110). In Zukunft teilt sich das Angebot in eine First Class für acht Gäste und 120 Sitzplätze in der Hauptkabine auf. Alle Boeing 717 werden auf diesen Standard modifiziert. Diese Umrüstung beinhaltet auch eine Standardisierung der Bordküchen und Waschräume. Nach dieser Umrüstung werden alle Boeing 717 identische Kabinen aufweisen. Diese Umrüstungen ermöglichen Kosteneinsparungen bei Betrieb und Wartung, aber auch eine Erhöhung des Sitzplatzangebots ohne Erweiterung der Flotte. Operationell sollte sich die Standardisierung besonders beim Kabinenpersonal positiv auswirken. Unterschiedliche Konfigurationen erschweren normale Abläufe, da immer bei Maschine X oder Y ein anderes Detail beachtet werden muss etc..
Standardkonfiguration mit 128 Fluggästen, aufgeteilt in 8 First Class und 120 Tourist
Die neu installierten Sitze in der Economy Class zeichnen sich durch ihr sehr dünnes Profil aus und sollen trotz Verdichtung der Bestuhlung um eine zusätzliche Sitzreihe keine Komfortnachteile nach sich ziehen.
Die Klapptische in der Economy Class sind deutlich kleiner als bei konventionellen Sitzen. Hier wird der Tatsache Rechnung getragen, dass auf den innerhawaiianischen Flügen aus Zeitgründen kein vollwertiger Bordservice durchgeführt wird und die kleinen Klapptische völlig ausreichend sind.
Durch Einbau einer weiteren Sitzreihe erhöhte sich das Sitzplatzangebot der gesamten Boeing 717-Flotte von Hawaiian Airlines um 4%.
Am 01. Mai 2017 stellte Hawaiian Airlines ihr überarbeitetes Erscheinungsbild und Logo vor. Es sind eher subtile Änderungen, die sich primär auf den Schriftzug und das Logo beschränken. Auch schmückt fortan ein "Blumenkranz" (maile lei) den Rumpf.
"Boeing B717s are at the heart of Hawaiian Airlines’ fast and frequent Neighbor Island service. As a group, they complete over 160 takeoffs and landings every day!
You might be surprised to learn that all those flights are made by only 20 planes, but our B717-200s are built specifically for short range and high frequency.
The entire fleet underwent a complete interior makeover in 2015, with sleeker lines, brand-new seats, solid-aluminum tray tables, and a refreshed color palette. We're now working on our exterior design and you'll begin seeing our B717s with our new look beginning in 2017.
As you zip between Islands, you may not spend very long in the B717, but you’ll love its reliability and quick turnaround. It’s all about getting you out there faster!
The Boeing B717-200 seats up to 128 passengers in a 2-3 Main Cabin configuration."
Foto: Airbus A321neo und Boeing 717 auf einer Aufnahme/Courtesy: Hawaiian Airlines
Mit der Airbus A321neo entschied sich Hawaiian Airlines für einen Flugzeugtyp mit der Leistungsfähigkeit und Effizienz, neue transpazifische Märkte zu bedienen und dies bei gleichzeitig bestmöglicher Wirtschaftlichkeit. Die Boeing 717 versehen hierbei weiterhin ihr eng gestrafftes Einsatzprogramm zwischen den Inseln und erzielten nach Re-Konfiguration auf 128 Sitzplätze eine weitere Optimierung der möglichen Erträge.
Hawaiian Airlines plant den Einsatz ihrer Boeing 717 bis mindestens 2025. Der mögliche Ersatz ist nicht so einfach umsetzbar, wie vermutet. Die meisten Flugzeugtypen sind aufgrund ihrer Charakteristika derzeit schlicht nicht in der Lage, genauso effizient, unproblematisch und zuverlässig das tägliche Pensum an zahlreichen kurzen Flügen umzusetzen. Es geht weiterhin um zwölf, 14 oder gar 16 planmäßige Flüge pro Tag, pro Flugzeug!
Hawaiian Airlines CEO Peter Ingram sagte im Februar 2020:
“There is no plane flying today that is better suited for the unique missions we fly in the Neighbor Island network than the B717…. We are not planning to replace this fleet in the next five years…. We’ll continue to monitor options for the latter part of the decade, but for now, we see no need to deploy our capital to replace these aircraft.”
Nach Ansicht von Hawaiian Airlines im November 2020, ist "kein Flugzeug(-typ) besser geeignet, in diesem Umfeld eingesetzt zu werden - mit sehr vielen Frequenzen, kurzen Flugzeiten, aber mit vielen Passagieren".
Hier die Original-Textauszüge:
"No plane is better suited to operating in this environment - very high frequency, short stage length, but with a lot of passengers. The B717 is absolutely the perfect airplane for that. We’ve said that we intend to have that fleet through the middle of this decade, and so we’ve got a bit of time to figure out what our plans are around the fleet," - Senior Vice-President (Marketing) Avi Mannis/Hawaiian Airlines
Als mögliche Kandidaten als Ersatz der Boeing 717 ab der zweiten Hälfte der 2020er werden in der Fachpresse u.a. die Airbus A220-300 und Embraer 195 E2 genannt. Beide Modelle stellen technologisch zwangsläufig sehr moderne Flugzeugmodelle dar. Ob diese Flugzeugtypen tatsächlich auch für das Einsatzprofil der Boeing 717 geeignet wären, vermag ich nicht zu beurteilen.
Es zeigte sich historisch betrachtet aber, dass manch ein moderneres Flugzeug trotz modernerer Auslegung, ausgezeichneter Leistungsfähigkeit und Effizienz gerade am sehr herausforderndem Einsatzprofil zwischen den Inseln "gescheitert" sind und die Ernüchterung mehr oder weniger groß war. Beispielhaft bleibt der relativ kurze Einsatz von Boeing 737-300/-400 bei Aloha Airlines in den 1990ern, die als modernere Weiterentwicklung die stetig alternde Boeing 737-200-Flotte ersetzen sollte. Es sollte sich aber herausstellen, dass die 737-300/-400 mit den Einsatzprofilen der 737-200 nicht ohne Probleme zurecht kamen. Aloha konzentrierte sich deshalb wieder gänzlich auf die Boeing 737-200. Die später eingesetzten Boeing 737-700 kamen primär auf Transpazifik-Routen Zwischen Honolulu und der Westküste der USA zum Einsatz. Auf sehr kurzen Routen zwischen den Inseln kam die 737-700 nur rudimentär zum Einsatz, aber auch hier sollen sich schnell Probleme ergeben haben. Letztlich zeigte sich auch auf den längeren Routen, dass die Boeing 737-700 aufgrund ihrer Auslegung bei Aloha Airlines nicht die notwendig niedrigen Betriebskosten pro Sitzplatz anbieten konnte. Jedes größere Flugzeugmodell mit der notwendigen Leistungsfähigkeit konnte hier deutlich niedrigere Kosten pro Sitzplatz anbieten und somit profitabler eingesetzt werden.
Überaus effektvoll präsentiert sich hier eine Boeing 717/Courtesy: Hawaiian Airlines
Hawaiian Airlines setzt sehr bewusst auch und gerade das Image Hawaii´s (oder besser des hawaiianischen Archipels) als Tourismus-Destination um. Es wäre töricht, würde dieses Unternehmen sich nicht auf diesen Hintergrund stützen und den Eindruck vermitteln, dass die hawaiianischen Inseln durchgängig ein tropisches Paradies darstellen. Für mitteleuropäische oder gar deutsche Gemüter mag es als "Kitsch" erscheinen, für mich ist es eine konsequente Umsetzung eines regionalen Images.