Das Grundmodell MD90-30 erhielt am 16.11.1994 ihr Lufttüchtigkeitszeugnis von der FAA und Erstkunde Delta Air Lines übernahm am 24.02.1995 ihre erste von 31 fest bestellten MD-90. Am 01.04.1995 stellte Delta Air Lines die MD-90 auf der Strecke Dallas – Newark in Dienst. Die Delta MD-90 war gegenüber den MD-88 passagierseitig u.a. dadurch zu unterscheiden, da erstmals Bildschirme über jeder zweiten Sitzreihe den Passagieren bot. Dadurch wurden erstmals das Abspielen von Filmen, Informationen und/oder auch Videos über die Sicherheitsvorkehrungen möglich.
Diese Bildschirme waren aber keine Neuentwicklung für die MD-90. Einige sehr wenige MD-80-Betreiber führten dieses System schon ein paar Jahre vorher ein, so zum Beispiel Iberia mit ihren MD-87. Die MD-90 konnte auch in den ersten Wochen des Linieneinsatzes sehr eindrucksvoll aufzeigen, dass Lärmarmut nicht nur eine Floskel war. Flughafenanrainer zeigten sich erfreut, Flughafenbetreiber entzückt und dennoch gab es nach wenigen Monaten erste Kritik an der nicht vorhandenen Zuverlässigkeit der MD-90. Die Unzuverlässigkeit wirkte sich sehr negativ auf das Image der MD-90 aus und nicht wenige erklärten sich den Typennamen "MD-90" mit "Minimum Delay - 90 minutes".
Am 16.10.1996 erteilte auch die europäische Luftfahrtbehörde JAA für die MD-90 die Zulassung und am 11.11.1996 konnte SAS ihren ersten Liniendienst mit einer MD-90 durchführen. Erste Einsätze führten ab Oslo nach Stockholm und London. Von SAS hörte man keine Anzeichen von Unzuverlässigkeit und recht schnell wurde die Flotte von acht MD-90 eingeführt und in den laufenden MD-80-Flugbetrieb integriert. SAS sah in dieser Phase die MD-90-Teilflotte als Bestandteil der MD-80-Flotte und es wurden MD-80-Piloten mit Zusatzschulungen auf MD-90 trainiert. So kam es, dass es eine ganze Reihe von MD-80-Piloten gab, die sowohl auf MD-80, aber auch auf der MD-90 eingesetzt wurden. Umgekehrt war es aber nicht automatisch so, dass ein MD-90-Pilot eine Zusatzschulung für die MD-80 erhielt. Ein paar Jahre später schien aber SAS einen separaten Pilotenpool aufzubauen und die MD-90-Flotte wurde als separate Teilflotte behandelt. Dies führte dann zu einem höheren Aufwand. Die SAS zeigte sich ebenfalls über die Lärmarmut ihrer MD-90 überaus beeindruckt und unabhängige Passagierbefragungen nach Einführung der Boeing 737NG und A321 attestierten der MD-90 den besten Kabinenkomfort aller bei SAS eingesetzten Flugzeuge, gefolgt von der MD-80 und SAAB 2000 (SAS Swelink).
SAS bezeichnete die MD-90 in mehreren Interviews als "bestes an ihre Bedürfnisse angepasste Flugzeug ihrer Kategorie".
Ein interessanter Punkt sei noch erwähnt:
Am 14.08.1995 gaben SAS eine Folgebestellung für zwei weitere MD-90 bekannt. Damit erhöhte sich erst der Auftrag auf acht MD-90. Dies überraschte die Fachwelt, da sich SAS nur Monate zuvor spektakulär für die neue 737-Generation entschied und Analysten davon überzeugt waren, daß SAS in Zukunft nur noch 737 bestellen würde und sich die 737-800 hier anbot.
Eine große und gegenüber McDonnell Douglas sehr loyale Fluggesellschaft war 1996 auch gerade dabei, die MD-90 einzuführen: Japan Air System.
JAS war ein sehr früher Kunde der MD-90 für 10 Exemplare. Diese Bestellung wurde dann von zehn auf 16 erhöht und auf eine siebzehnte MD-90 bestand eine Option. Die Option wurde nicht wahrgenommen, aber JAS nahm alle 16 fest bestellten MD-90 ab. Die MD-90 ergänzten zuerst u.a. die MD-81/-87-Flotte und ersetzen dann acht ihrer (ältesten) 26 MD-81. JAS ist einer der Fluggesellschaften, die DC-9-, MD-80- und MD-90-Kunde war und für eine sehr kurze Zeit auch alle drei Generationen parallel einsetzte. Die 166-sitzigen MD-90 wurden alle mit verschiedenen Motiven auf den schlanken Rümpfen ausgeliefert. Dabei soll es sich speziell bei der MD-90 um sieben verschiedenen Motive gehandelt haben. Die ersten sieben MD-90 wurden also jeweils individuellen Bemalungen ausgeliefert, die weiteren MD-90 erhielten dann auch jeweils das eine oder andere individuelle Schema, welches aber schon auf mindestens einer anderen MD-90 zu sehen war. Leider blieb es nicht bei dieser durchaus farbenfrohen Aktion, denn JAS stellte wenig später eine grundsätzlich neue Bemalung vor und es ist schade, daß die MD-90 nicht in den klassischen „Airbus-style“-Farben zu sehen waren. Aufgrund von finanziellen Problemen verzögerte sich die Abnahme von MD-90 bei JAS um rund ein Jahr und falls ich mich nicht irre, wurden sogar bereits fertig gestellte MD-90 in der Wüste eingemottet und erst ab 1996 an JAS ausgeliefert.