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Bei Betrachtung von Sitzplänen fällt auf, dass sich die durchschnittliche Sitzplatzkapazität von Schmalrumpfflugzeugen in den letzten 20 Jahren erhöht hat. Betroffen waren und sind auch MD-80-Flugzeuge. Ob eine Erhöhung der Sitzplatzanzahl tatsächlich weniger Komfort bedeutet, ist pauschal nicht einfach zu beantworten.
Gute Beispiele bietet SAS mit ihrer einst großen MD-80-Flotte. Betrachtet man Sitzpläne aus den 1990ern, dann kann man folgende Informationen entnehmen:
Ohne eine spürbare Reduzierung der Sitzplatzabstände und nur durch Wegfall von großzügig eingeplanten Bordküchen und Stauräumen könnten theoretisch folgende Konfigurationen mit identischen Sitzgruppierungen eingebaut werden:
Diese theoretische Information verweist nur auf die Tatsache, dass ohne Reduzierung der individuellen Reihenabstände ein Mehr an Passagieren befördert werden könnte, gleichzeitig aber ausreichende Bordküchenkapazitäten und Bordtoiletten weiterhin berücksichtigt werden. Umgekehrt boten die auf dem ersten Blick sehr großzügig konfigurierten MD-80/-90 nicht zwangsläufig einen höheren Komfort gegenüber MD-80 alternativer Fluggesellschaften. SAS reservierte überdurchschnittlich viel Kabinenraum für zusätzliche Bordkücheneinheiten im vorderen und hinteren Bereich der Kabine. Diese Einheiten waren für zusätzliche full-size trolleys groß genug und boten unter Umständen sogar addiert mehr Platz als die Standard-Bordküchen G1 und G1 nahe der vorderen Servicetür sowie G4 und G5 links und rechts der hinteren Servicetür. Zusätzlich berücksichtigten SAS auch Platz für Stauräume. Aus damaliger Sicht erschien dies auch mehr als logisch: in Skandinavien und Finnland wurde traditionell mehr Platz für Wintermäntel etc. eingeplant.
SAS konfigurierten MD-80 in späteren Jahren tatsächlich mit Konfigurationen, die in einer höheren Kapazität pro Flugzeug resultierten. Die MD-81/-82 bieten offiziellen Angaben nach 150 Fluggästen Platz, die MD-87 120 Personen. Im Gegenzug fielen tatsächlich zusätzliche Bordküchen und Stauschränke weg. Mit der Kapazitätserhöhung kann eine Fluggesellschaft einerseits nicht nur ihr Sitzplatzangebot ohne zusätzliche Flugzeuge teilweise deutlich erhöhen (äquivalent zu X zusätzlichen Flugzeugen), sondern auch die Betriebskosten pro Sitzplatz teilweise deutlich reduzieren und dadurch die Produktivität optimieren.
Unabhängig davon setzen sich immer mehr neuartige Sitze durch, die durch eine teilweise äußerst dünne Rückenlehne auffallen und dadurch sogar rechnerisch mehr Abstand zum Vordersitz bei gleichzeitiger Erhöhung der Gesamtkapazität ermöglichen. Hier ist die oft zu lesende Information interessant, dass die bei Lufthansa neu mit 168 Sitzplätzen konfigurierte Airbus A320 pro Sitzreihe bis zu 4 cm mehr Platz zum Vordersitz bietet als dies bei der vorherigen (weniger dicht bestuhlten Variante) der Fall war.
Verschiedene Maßnahmen werden umgesetzt, damit trotz höherer Kapazität der individuelle Sitzkomfort nicht abnimmt. Eine Tatsache hat aber weniger mit dem Sitz zutun, sondern mit der Erhöhung der beförderten Anzahl an Fluggästen. Mehrheitlich ändert sich nämlich die Größe der Gepäckfächer nicht proportional und auch bietet der Mittelgang nicht mehr Platz als dies vorher der Fall war. Die Erhöhung der Passagierkapazität erhöht möglicherweise den steten Kampf um Platz in den Gepäckfächern und ab einer bestimmten Anzahl von zusätzlichen Passagieren ist auch eine andere Dynamik beim Boarding und beim Aussteigen zu beachten. Hier setzen die meisten Fluggesellschaften auf langjährige Erfahrungen und viele Publikationen informieren über den gefürchteten „Flaschenhalseffekt“, der sich im Ein- und Ausstiegsbereich durch Bordküchen/Toiletten/Flugbegleitersitze und/oder Stauräume und der daraus resultierenden, subjektiven Reduzierung der Gangbreite ergeben kann. Objektiv betrachtet erfüllt aber die Auslegung einer Passagierkabine in den meisten Fällen die Auflagen der hiesigen Luftfahrtbehörden im Zusammenhang mit Fluchtwegen für den Notfall. In industrialisierten Staaten bestehen Vorgaben für die Passagierkabinen eines Flugzeugtyps, für die keine Ausnahmen vorgesehen sind und u.a. auch die maximal erlaubte Kapazität eines Flugzeugtyps zumeist berücksichtigt.
Abschließend darf aber festgestellt werden, dass selbst eine MD-80, die einst 130 und heute mit 150 Sitzplätzen aufwartet, weiterhin einen höheren Komfort bietet als eine maximal bestuhlte 172-sitzige MD-80. Diese zumeist von Chartergesellschaften gewählte Konfiguration nutzte einerseits jeden Zentimeter in der Kabine, stieß aber insgesamt an ihre Grenzen. In dieser Konfiguration können weiterhin vollwertige Bordküchen im vorderen und Hinteren Bereich und drei Bordtoiletten angeboten werden, um zum Beispiel einen Bordservice mit Getränken/Speisen, aber auch den zollfreien Bordverkauf durchzuführen. Da aber die Gepäckfächer nun für 172+ Fluggäste ausreichend sein müssen, ergaben und ergeben sich operatioelle Unzulänglichkeiten, da die beförderte Passagieranzahl am Limit liegt. Doch selbst in der maximal bestuhlten Version bietet die MD-80 unter Umständen minimal mehr Beinfreiheit als manch ein moderneres Flugzeug mit ebenfalls maximaler Konfiguration und in den meisten Fällen trotz Charterbestuhlung noch immer einen deutlich höheren Sitzkomfort im Vergleich zu 50-sitzigen Regionaljets.