--> Zurück zur Ebene "Notfallausrüstung der MD-80"

Notrutschen bei der MD-80-Serie

Mit Ausnahme der meisten MD-87 bietet die MD-80-Serie vier Notrutschen, die im Notfall eine zügige Evakuierung ermöglichen sollen. Behördlich vorgeschrieben ist, dass ein Flugzeug innerhalb von 90 Sekunden durch 50% der verfügbaren Notausgänge evakuiert werden kann.

Die vordere linke Tür einer MD-80, geschlossen/Courtesy: MD-80.com
Die vordere linke Tür einer MD-80, geschlossen/Courtesy: MD-80.com

Notrutschen im vorderen Bereich der Kabine

Hauptzugang und vordere Servicetür verfügen über jeweils eine Notrutsche.

Foto: vordere, linke Tür einer MD-82 der FAT

Notrutsche an der hinteren Servicetür

Die hintere Servicetür verfügt über eine Notrutsche. Da nur fünf MD-87 mit dieser Tür ausgeliefert wurden, fehlt bei den meisten MD-87 dieser Ausgang.

Notrutsche am geöffneten Heckkonus

Nach Abwurf des Heckkonus kann im Heck ebenfalls eine Notrutsche genutzt werden.

Manuelles Vorgehen für die Bereitschaft einer Notrutsche

Bei der MD-80-Serie muss das Kabinenpersonal manuell die Notrutschen auf „Bereitschaft stellen“. Dies erfolgt durch Einklicken der Notrutschenleiste („girt bar“) in die im Fußboden vorgesehene Halterung. Dieser Vorgang wird zumeist über die Bordsprechanlage durch ein Kabinenmitglied (sehr oft ein Purser) angekündigt und an jeder fraglichen Flugbegleiterstation wird das entsprechende Mitglied dann den zugewiesenen Notausgang und die dort befindliche Notrutsche dementsprechend auf Bereitschaft stellen. Ein mögliches „Kommando“ kann „all doors inflight“ sein. Bei moderneren Flugzeugen hört man eher „all doors to automatic“, da zum Beispiel bei der Airbus A320-Familie die Umstellung auf Bereitschaft („armed“) durch einen kleinen Hebel an der Tür umgesetzt wird.

Courtesy: McDonnell Douglas
Courtesy: McDonnell Douglas

Das Einklicken der Notrutschenleiste bedeutet, dass nun beim Öffnen eines Notausgangs automatisch und zwangsläufig die Notrutsche aus dem Notrutschenbehälter fällt. Hier soll ein 15 cm-Fall ausreichen, damit sich die Notrutsche automatisch aufbläst. Sollte dies nicht erfolgen, erfolgt das manuelle Aufblasen durch das Ziehen einer Leine. Sobald die Rutsche voll entfaltet ist und sichergestellt ist, dass der Fluchtweg nicht zu gefährlich ist (Feuer, Trümmer etc.), soll dann durch deutliche und auch harsche Kommandos („Come this way, get out, get out, jump! Raus, raus, spring, spring!“) seitens des Kabinenpersonals die Evakuierung beginnen. Körperlich starke Personen sollen dann am unteren Ende der Notrutsche assistieren. Bei einer geplanten Notlandung mit Evakuierungspotential werden zumeist bei den Vorbereitungen bestimmte Fluggäste vom Kabinenpersonal gefragt, ob sie bei der Evakuierung helfen würden. Bei Zusage werden diese dann gesondert instruiert und können dann überaus hilfreich wirken. Die meisten Fluggesellschaften weisen darauf hin, dass hochhackige Schuhe oder Schuhe allgemein ausgezogen werden sollten. Diese könnten nämlich die Rutsche beschädigen und auch die betreffende Person. In den letzten Jahren gab es aber eine recht wenig beachtete Diskussionen über die Forderung des „Schuhe ausziehen“. Berechtigt wird kritisiert, dass durch das Ausziehen die Gefahr von Verletzungen weitaus größer sein könnte.

Der Eintritt eines solchen Evakuierungsfalls ist insgesamt gesehen sehr selten, der normale Flugbetrieb ist äußerst zuverlässig und sicher.

So kommt es, dann nach einer Landung und nach Erreichen der Parkposition des Flugzeugs die auf Bereitschaft konfigurierten Notrutschen wieder aus der Bodenverankerung genommen und die Notrutschenleiste dann an der Aufhängung am unteren Ende des Notrutschenbehälters eingehakt werden muss. Erst danach sollte die Tür normal geöffnet werden, ohne ein versehentliches Entfalten der Notrutsche zu verursachen. Auch dies wird oft über die Bordsprechanlage abgewickelt. Diverse MD-80-Nutzer signalisieren den Zustand der Notrutsche visuell am Bullauge einer Tür. Auf der Innenseite befindet sich ein leuchtendes Band, welches über den Bullauge gelegt wird, wenn die Tür gesichert ist und aus dem Bereich des Bullauges genommen wird, wenn die Notrutsche nicht mehr im Boden eingehakt ist. So können Bodenmitarbeiter von außen sehen, ob eine Tür geöffnet werden kann oder nicht. Dies ist besonders bei den Gesellschaften hilfreich, wo ausschließlich das Bodenpersonal die Türen schließt und öffnet.

Notrutschen als Rettungsfloß

Notrutschen können bei Bedarf als Rettungsflöße dienen. Bei einer Notwasserung sollte aber beachtet werden, dass der Heckkonus nicht geöffnet werden soll und bei den anderen Türen schnell eingeschätzt werden muss, ob ein Öffnen aufgrund von zu viel Wassereinbruch eine größere Gefahr darstellt. Aus diesem Grund bevorzugen die meisten Nutzer, dass bei einer Notwasserung primär die vier Notausstiege über den Tragflächen zum Ausstieg genutzt, die Notrutschen von den (geschlossenen) Türen genommen und dann manuell auf den Tragflächen entfaltet werden.

Präsentation der Notausgänge, erste Hälfte der 1980er:

Austausch einer Notrutsche:


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