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Die spanische Fluggesellschaft Spanair hat offiziell um 2 Uhr am 28. Januar 2012 ihren Flugbetrieb eingestellt. 22.000 Fluggäste sind gestrandet. Insgesamt sind direkt und indirekt bis zu 4000 Mitarbeiter der Spanair und einer Bodenabfertigungsfirma durch Arbeitsplatzverlust betroffen. Am Abend des 27. Januar 2012 überschlugen sich Informationen im Zusammenhang mit dem Kollaps dieser Fluggesellschaft – Gründe genug für MD-80.com, einen Zwischenstand über die bisherigen Ereignisse zu bieten.

Spanair kämpften schon seit einigen Jahren mit finanziellen Engpässen durch unzureichenden Einnahmen. Mehrfach wurde das Streckennetz angepasst und reduziert, die Flottenstärke erheblich nach unten angepasst. Der Einstieg der Region Katalonien mit 52% Kapitalbeteiligung und 42% Stimmenanteil führte u.a. zu einer Finanzspritze von 10 Millionen € im vergangenen Jahr. In der Gesamtheit soll Spanair öffentliche Gelder in Höhe von bis zu 90 Millionen € erhalten haben. Schon kurz nach dem Einstieg Kataloniens existierten Kritik und Zweifel am Erfolg. Oft war zu lesen, dass Spanair für katalonische Interessen instrumentalisiert und der „Flagcarrier Kataloniens“ werden sollte – und dies ohne Rücksicht auf finanzielle, operationelle oder angemessene Betrachtung der Marktbedingungen. So wurde 2009 ein Verlust von 186 Millionen € eingeflogen, ein Jahr später konnte das Minus auf 115 Millionen € reduziert werden.

Zu den Kosteneinsparungsmaßnahmen gehörte u.a. die Rückgabe eines Großteils der MD-80-Flotte, die Nichtfortsetzung der im Auftrag von AeBal durchgeführten Flüge sowie Ausmusterung der kleinen Teilflotte von vier Boeing 717. Tatsächlich spielte die MD-80-Serie ab 2009/10 keine große Rolle mehr, ab 2010/11 standen nur noch sehr wenige MD-80 im Einsatz, die sehr wahrscheinlich in Kürze ausgemustert werden sollten. Der Flugbetrieb stützte sich somit seit einiger Zeit mehrheitlich auf die Airbus A320 und A321. Ergänzend sollte schrittweise das neue Farbschema der Spanair eingeführt werden.

Der geplante Einstieg von Qatar Airways mit einer Finanzspritze von knapp 150 Millionen € als Großaktionär generierte Hoffnungen auf eine Kehrtwende für Spanair. Nach mehrheitlichen Angaben hielt der Aufsichtsrat von Spanair am Freitagnachmittag des 27. Januar 2012 eine kurzfristig einberaumte Krisensitzung, da der Deal mit Qatar Airways geplatzt war. Die Fortführung des laufenden Flugbetriebs erschien nicht mehr möglich, da auch die katalonische Regierung keine weiteren Gelder zur Verfügung stellen konnte oder wollte. Zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs hielten eine Gruppe von katalonischen Investoren ("IEASA") 85,6% der Anteile von Spanair, gefolgt von SAS mit 10,9% sowie 3,5% durch Mitarbeiter gehaltene Anteile.

Meldungen über mögliche (gravierende) Liquiditätsprobleme bei Spanair und einen möglichen Kollaps bzw. eine abrupte Flugbetriebseinstellung kursierten schon spätestens ab Freitagvormittag. In einschlägigen Luftfahrtforen wurden entsprechende Threads eröffnet. Unterdessen lief der Flugbetrieb von Spanair normal weiter. Etwas mehr Gewissheit ergab sich dann durch die Tatsache, dass ab 18:30 Uhr die Buchungsmaschine auf dem Internetauftritt von Spanair abgeschaltet wurde. Wenig später wurde auch die Internetseite von Spanair geschlossen und durch eine Ersatzseite mit Informationen über die anstehende Flugbetriebseinstellung ins Netz gestellt.

Ein Großteil des Betriebs wurde bis 22 Uhr eingestellt, es handelte sich bis dahin mehrheitlich um eingehende Flüge, also um Dienste nach Spanien und/oder primär um Flüge nach Barcelona, dem operationellen Drehkreuz von Spanair. Beim letzten internationalen Flug soll es sich um Flug JK037 ab Barcelona nach Kopenhagen gehandelt haben, der morgendliche Rückflug am 28. Januar ab Kopenhagen nach Barcelona unter Flugnummer JK038 wurde gestrichen.

Zum Zeitpunkt der Betriebseinstellung setzten Spanair offiziell 29 Flugzeuge ein: 19 Airbus A320, fünf Airbus A321 und fünf MD-80 (1 MD-82, drei MD-83 und eine MD-87). Das Unternehmen beförderte alleine 2011 rund 12,5 Millionen Fluggäste.

Rund 22.000 Passagiere sollen durch die Einstellung der Flüge gestrandet sein bzw. ihre Reise nicht antreten können. Schon in den frühen Abendstunden arbeitete nach mehrheitlichen Informationen die spanische Luftfahrtbehörde und der spanische Flughafenbetreiber "AENA" an Lösungsmöglichkeiten für die Vielzahl an gestrandeten Personen. Einige Fluggesellschaften haben sehr kurzfristig reagiert und unabhängig von der möglichen Hilfe durch Spanair alternative (stark vergünstigte) Tickets für die Fluggäste im Angebot, die über ein Spanair-Ticket verfügen.

Spanair selber konnte mittlerweile eine eigene Lösung finden und eine Einigung mit den spanischen Fluggesellschaften Iberia, Vueling sowie Air Europa treffen. Gegen Vorlage eines Spanair-Tickets können Passagiere innerhalb Spaniens (Festland) und zu den Balearen für 60 €, von und zu den Kanaren (ab Festlandspanien) für 90 € und internationale Flüge für 100 € in Anspruch nehmen, die aber keine Steuern und Zusatzgebühren enthalten.

Es kam seitens wütender und nicht informierter Fluggäste auf einigen spanischen Flughäfen zu tumultartigen Zuständen an Spanair-Schaltern, die den Einsatz von Polizeikräften erforderten.

SAS haben offiziell angekündigt, ebenfalls gestrandeten Fluggästen zu helfen. Außerdem wurde seitens des Anteilseigners SAS eine Gewinnwarnung aufgrund des Zusammenbruchs von Spanair verkündet, da SAS ihren Anteil von 10,9% finanziell abschreiben müssen.

Diese Seite wird entsprechend den Informationen aktualisiert. Alle Angaben sind wie immer ohne Gewähr! Stand: 29. Januar 2012