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Iberia´s Entscheidung für die MD-80

Im Zusammenhang mit der McDonnell Douglas MD-80-Flotte von Iberia bestätigen die meisten Recherchen, dass die spanische Fluggesellschaft im Dezember 1987 mit einer Bestellung für 17 MD-87 eine "dringend notwendige Flottenerneuerung" eingeleitet hätte. Entsprechende Recherchen meinerseits zeigen auf, dass seinerzeit Flottenentscheidungen gänzlich unter anderen Bedingungen und Voraussetzungen fielen und nur sehr bedingt mit heutigen Verhältnissen verglichen werden können.

„Alternde Flotte“

Viele Jahre bei Iberia bewährt - die DC-9/Courtesy: MD-80.com
Viele Jahre bei Iberia bewährt - die DC-9/Courtesy: MD-80.com

Die Iberia hatte – wie die meisten staatlichen europäischen Fluggesellschaften – eine Vielzahl von Aufgaben zu erfüllen. Einerseits waren Iberia Repräsentant Spaniens und unter staatlicher Aufsicht stehend, operierte die Fluggesellschaft unter behördlichen Vorgaben und der Vorgabe, dies möglichst profitabel umzusetzen. Der spanische Luftverkehr war durch verschiedene Faktoren ein über das Jahr stark fluktuierender Nachfrage geprägt. Diese unterschiedliche Nachfrage wurde u.a. durch eine Flottenstaffelung deutlich, deren Flugzeuge je nach Bedarf die möglichst optimierte Kapazität bieten sollte. Iberia´s Kurz- und Mittelstreckenflotte bestand Mitte der 1980er zumeist aus Boeing 727 und Douglas DC-9. Ergänzt wurden diese Flotten durch eine kleinere Anzahl von Airbus A300, die ab 1981 auf aufkommensstarken Routen zum Einsatz kamen. Die Finanzierung der A300 war relativ problematisch gewesen, da Iberia zunehmend unter notorischer Finanzknappheit litt. Dies lag u.a. an zu geringen Einnahmen im Flugbetrieb und hier wurden immer wieder staatlich abgesegnete Flugtarife erwähnt, die selbst bei 100%-Auslastung keinen Gewinn erwirtschaftet hätten.

Überlegungen

1986 konkretisierten sich die Pläne einer Flottenerneuerung ab Ende der 1980er Jahre. Offizielle Dokumente verweisen darauf, dass Iberia folgende Flugzeugtypen als Ersatz ihrer DC-9/Boeing 727-Flotte evaluierte:

  • Airbus A320
  • Boeing 737-300/-400
  • British Aerospace BAe 146
  • Fokker 100
  • McDonnell Douglas MD-87/-88

Diese Auswahl wurde dann höchst wahrscheinlich durch die Grundidee eingegrenzt, dass möglichst eine „Flugzeugfamilie“ bestellt werden sollte, die für verschiedene Märkte unterschiedliche Passagierkapazitäten anbieten sollte. Die Flugzeuge sollten außerdem für nationale und internationale Flüge geeignet sein, möglichst auch unter den in Madrid herrschenden Bedingungen (hochgelegener Flughafen und teilweise große Hitze im Sommer) mit voller Nutzlast operieren können. Diverse Faktoren schränkten die Chancen für die BAe 146 und Fokker 100 ein. Die BAe 146 wurde zwar Mitte der 1980er schon in zwei Versionen angeboten und die längste Version BAe 146-300 sollte recht zeitnah ebenfalls die Serienreife erlangen. Dennoch erscheint es so, dass die Leistungsparameter der BAe 146 nicht den Anforderungen der Iberia entsprachen – hier seien nur die (zu geringe) Passagierkapazität und die Reichweite erwähnt. Die damals in Entwicklung befindliche Fokker 100 wurde bis dato nur in dieser Konfiguration und nicht als Familie angeboten. Auch erschien trotz optional stärkerer Triebwerke und angehobenen maximalem Abfluggewicht die Reichweite als nicht optimal. Später sollte sich dann u.a. beim frühen Betreiber KLM zeigen, dass die Fokker 100 ein nicht so großzügiges Frachtvolumen aufweisen sollte, wie dies gerade bei Transitpassagierverkehr nötig gewesen wäre. Das völlig neue Konzept der Airbus A320 erweckte bei Iberia nicht nur aufgrund des technologischen Quantensprungs Interesse. Es war auch im Interesse Spaniens, dass Airbus mit diesem innovativen Design Erfolge verzeichnen würde. Die A320 zielte exakt auf den 727-Ersatzmarkt ab und es war in dieser Phase die Vorhersagen schon sehr eindrucksvoll, welche Effizienzsteigerungen sich gegenüber dem Einsatz der Boeing 727 ergeben würden.

Ein Klassiker - die Boeing 727-200Adv./Courtesy: Iberia
Ein Klassiker - die Boeing 727-200Adv./Courtesy: Iberia

Loyaler Kunde für Boeing und McDonnell Douglas

Es gilt als gesichert, dass Boeing der Iberia die Boeing 737-300/-400 als Nachfolgemuster der Boeing 727-200Adv. schmackhaft machen wollte. Mit diesen beiden Modellen konnte Boeing zumindest die Forderung von Iberia erfüllen, zwei verschieden große Flugzeugtypen eines Grundmusters anzubieten. Iberia setzen dann tatsächlich ab 1988 eine kleine Flotte von drei Boeing 737-300 ein und auf diese Tatsache wird später noch einmal eingegangen. Iberia bestätigten auch offiziell, dass die MD-87/-88 evaluiert werden würde. Später sollte sich herausstellen, dass diese Typenkombination tatsächlich später eine Rolle spielen würde.

Entscheidung für Airbus und McDonnell Douglas

Die lang erwarteten Bestellungen für eine Flottenerneuerung wurde Ende 1986/Anfang 1987, später Mitte 1987 erwartet. Problematisch erschien nach offizieller Darstellung die Tatsache, dass teure und neue Flugzeuge auf (nationalen) Routen zu Flugpreisen eingesetzt werden müssten, die diese Investition nicht rechtfertigen würden und automatisch defizitär wären.

 

Am 14. Dezember 1987 wird dann in der Fachpresse gemeldet, dass Iberia ihre Entscheidungen getroffen hätten: 17 McDonnell Douglas MD-87 sollten ab 1989 die DC-9 ersetzen, während vorerst 15 Airbus A320 den Ersatz der Boeing 727 einleiten sollte. Als Nachfolger der DC-10 wurde eine Entscheidung zugunsten der Airbus A340 getroffen und dies überraschte die Fachwelt, da man eher eine Entscheidung für die MD-11 erwartete. Acht A340 sollten ab 1994 ausgeliefert werden, während die A320 ab 1990 zur Flotte stoßen sollte.

 

Großkunde für die MD-87/Courtesy: md80design
Großkunde für die MD-87/Courtesy: md80design

Die Zusagen für 17 MD-87 und 15 Airbus A320 wurde von Fachjournalisten so beurteilt, dass „weitere Bestellungen für diese Flugzeugtypen folgen würden, da größere Flotten ersetzt werden müssten“.

 

Iberia begründete ihre Entscheidung zugunsten der MD-87 offiziell u.a. dadurch, dass die MD-87 „günstiger im Kauf und Betrieb wäre“ und mit ihrer (geplanten) „Kapazität von 117 Fluggästen einen idealen Ersatz für die 104-sitzige DC-9 darstellen würde“.

Mit der Entscheidung zugunsten der MD-87 befanden sich Iberia in bester europäischer Gesellschaft: Austrian Airlines und Finnair führten gerade MD-87 ein, während SAS, Aero Lloyd, Transwede sowie CTA die Lieferung ihrer ersten MD-87 erwarteten. Zusätzlich sollten sich Alitalia für 25 MD-87 entscheiden. Die MD-87 hat sich in all diesen Ausschreibungen gegen sehr starke alternative Konkurrenzmodelle durchgesetzt.

Airbus A320-200 der Iberia/Courtesy: MD-80.com
Airbus A320-200 der Iberia/Courtesy: MD-80.com

Interimseinsätze ab 1987 bis 1990

In der Zeit zwischen 1987 und 1990 erhöhten Iberia ihre Kapazitäten neben der Vergrößerung ihrer A300-Flotte u.a. durch Anmiete von Boeing 737-300 und MD-83. Diese Flugzeuge wurden im vollen Farbkleid der Iberia eingesetzt und mit Lieferung der ersten MD-87 im April 1990 retourniert. Die Lieferung der ersten MD-87 verspätete sich höchst wahrscheinlich um ca. sechs Monate, da man schon im Herbst 1989 die Übernahme einiger MD-87 plante. Knapp sechs Monate nach Einführung der MD-87 informierte ein spanischer Fachartikel über die MD-87 bei Iberia, dass insgesamt 24 Flugzeuge zur Auslieferung kommen sollten und Optionen für „vier zusätzliche, die aber nicht mehr beansprucht werden“.

Man beachte, wie gut sich das Farbschema von Iberia nahezu jeder Flugzeugform anpasste. Hier kann man eine der Boeing 737-300 sehen, die bis zur Lieferung von MD-87 bei Iberia eingesetzt wurden. Auf den unteren Aufnahmen kann man die einzige MD-83 der Iberia sehen, die von Canafrica angemieet war. Später war diese MD-83 Bestandteil der stolzen MD-80-Flotte von Finnair!



Unklarheiten

Es liegen Informationen vor, die darauf schließen, dass Iberia höchst wahrscheinlich am 10. August 1989 nicht nur sieben Optionen für die MD-87 in Festbestellungen umwandelte. Hier ein kurzer Artikel vom September 1989, zitiert aus dem Magazin "World Airline Fleets":

"Iberia has recently converted seven of its 24 McDonnell Douglas MD-80-options to firm orders, and transferred a further 13 options to Aviaco. The company (Iberia) now holds 24 firm orders (all confirmed as MD-87s) plus four options. Delivery of Iberia´s MD-87s are scheduled to begin next February (1990)..."


"...Iberia transferred 13 of its 24 MD-80s options to Aviaco on August 10th. At the same time, Aviaco announced that it had converted all of the options to MD-88s and made five firm, with deliveries to commence in August 1991. Aviaco conducts domestic operations in Spain with 21 DC-9-30s and two MD-83s (leased from GPA). The airline has also contracted to lease two MD-83s from International Lease Finance (ILFC) for delivery next spring (1990). Aviaco´s MD-88s will be the first of this model to enter service in Europe."

Aviaco MD-88/Courtesy: McDonnell Douglas
Aviaco MD-88/Courtesy: McDonnell Douglas

Wichtige Informationen dieser Textauszüge sind u.a., dass Iberia anscheinend mindestens einen Auftrag für 41 MD-80 (Festbestellungen wie Optionen) hielt, 13 dieser Optionen dann an Aviaco transferiert und als MD-88 bestätigt wurden, während Iberia (die tatsächlich dann ausgelieferten) 24 MD-87 übernahmen, Optionen für vier weitere MD-87 aber nicht wahrnahmen.

Im zweiten zitierten Textteil erscheint die verwirrende und rechnerisch nicht plausible Information, dass Iberia "13 ihrer 24 Optionen an Aviaco transferiert" hätte. Dies erscheint nicht logisch und widerspricht den Informationen des ersten Textteils. Auch wären dann bei Iberia erheblich weniger MD-87 ausgeliefert worden als dies tatsächlich der Fall war.

Es weisen somit Indizien darauf hin, dass Iberia im Zeitraum 1987-89 einen erheblich größeren MD-80-Flottenaufbau vorsahen und es logisch erscheint, dass zuerst (Dezember 1987) tatsächlich 17 MD-80 bestellt wurden und für mindestens 20 oder 24 Optionen - wie auch immer geartet und zeitlich und quantitativ aufgeteilt - vereinbart wurden. Von diesen 20 bis 24 Optionen wurden dann 13 Optionen von Aviaco übernommen (die dann fünf dieser Optionen am 10.08.1989 in Festbestellungen umwandelte und später dann auch die acht weiteren Optionen wahrnahm), während Iberia an diesem Tag sieben Optionen für MD-80 in Festbestellungen für MD-87 umwandelte und damit 24 MD-87 ausgeliefert werden sollten. Es bestanden dann noch vier Optionen für MD-80 (Version mir unbekannt), die dann aber nicht in Festbestellungen umgewandelt wurden.

Die MD-88 ersetzte die MD-83 bei Aviaco/Courtesy: MD-80.com
Die MD-88 ersetzte die MD-83 bei Aviaco/Courtesy: MD-80.com

Iberia hatte zum Zeitpunkt ihrer Entscheidung zugunsten der MD-80-Serie nicht nur langjährige Einsatzerfahrung als loyaler Betreiber der Douglas DC-9, sondern auch erste Einsatzerfahrungen durch den Einsatz angemieteter MD-83 und direkten Einblick in den Flugbetrieb der MD-83 bei der Aviaco. Am 27. März 1987 wurde die erste MD-83 von Aviaco auf der Strecke Madrid-Jerez de la Frontera in Dienst gestellt und diese boten jeweils 160 Passagieren (C20Y140) Platz.

Iberia mietete auch mindestens eine MD-83 von AirSur/Canafrica vor Indienststellung ihrer MD-87 an und diese kamen zumeist zwischen den Kanaren und Festlandspanien zum Einsatz. Die MD-83 wurde höchst wahrscheinlich mit Lieferung der ersten MD-87 wieder retourniert. Flugpläne in diesem Zeitraum weisen darauf hin.  

MD-83 im Farbkleid der Iberia/Courtesy:Courtesy: md80design
MD-83 im Farbkleid der Iberia/Courtesy:Courtesy: md80design

Interessant mag in diesem Zusammenhang sein, dass Iberia Ende 1987 eine Entscheidung zugunsten der MD-80 fällte und im März 1988 eine Bestellung zugunsten der Airbus A320 unterzeichnet wurde. Diverse Indizien und Faktoren deuten darauf hin, dass Iberia meiner Ansicht nach sehr früh zumindest die Version MD-87 in ihre Flottenplanung als Ersatz der DC-9 sah. Es erscheint eher unwahrscheinlich, dass Iberia den Ersatz der 104/105-sitzigen DC-9 durch erheblich größere MD-80 vorsah, sondern eher die MD-87 als Ersatz vorsah. Gleichzeitig schien es so, dass die Airbus A320 dann den Ersatz der Boeing 727 einleiten sollte. Boeing schien zumindest ihre Boeing 737-300 als Ersatzmodell für die DC-9 angeboten zu haben und Iberia setzten wie erwähnt auch angemietete Boeing 737-300 bis zur Lieferung der MD-87 ein. Obwohl Iberia traditionell ab Anfang der 1990er Jahre ihre DC-9/Boeing 727-Flotte zumindest teilweise durch die A320/MD-87-Flotten ersetzte, so kamen aber zeitweise immer wieder Boeing 737 in den Farben von Iberia zum Einsatz - hier die Versionen 737-300 und 737-400.

Vor Lieferung der ersten MD-87 kam u.a. diese Boeing 737-300 zum Einsatz.

Zwar konnten Boeing Iberia nicht als "richtigen" Boeing 737-Kunden gewinnen, aber im Frühjahr 1990 die Fluggesellschaft für die Boeing 757-200 zur Auslieferung der ersten Flugzeuge ab 1993 gewinnen, während Iberia im August 1989 (?) eine Bestellung für acht Airbus A321 tätigte (und Optionen für sieben A320 in Festbestellungen umwandelte), die ursprünglich ab 1994 ausgeliefert werden und die A320-Flotte ergänzen sollten. Zu diesem Zeitpunkt waren dann 22 A320 fest bestellt, zusätzlich acht A321 und Optionen für weitere 23 A320/321 zur Lieferung bis 1997 vereinbart.

Airbus A321-200 im Farbkleid der Iberia/Courtesy: MD-80.com
Airbus A321-200 im Farbkleid der Iberia/Courtesy: MD-80.com

Meine Recherchen werden fortgeführt und dieser Artikel ggf. korrigiert bzw. optimiert.

 

Vielen Dank!

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