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Finnair waren einer de profiliertesten europäischen Nutzer der MD-80-Serie und traten bei den zwei Untervarianten MD-83 und MD-87 als einer der Erstkunden und Erstbetreiber auf. Grund genug, die historische Verbindung zwischen der MD-80 und Finnair stärker zu beleuchten.
Bitte beachten: die MD-80-Serie spielt bei Finnair keine aktive Rolle mehr und wurde ausgemustert.
Hauptartikel: "Die Douglas DC-9-10 von Finnair"
Nach Abwägung und langer Evaluierung gesellten sich Finnair 1971 mit Übernahme von acht gebrauchten DC-9-10 zum Nutzerkreis dieses Flugzeugtyps. Dieser Flugzeugtyp erwies sich innerhalb kürzester Zeit als optimales Fluggerät für Kurzstrecken und primär kam die DC-9 auf Routen innerhalb Finnlands und Skandinaviens zum Einsatz, während auf längeren europäischen Strecken die „Super Caravelle“ weiterhin eingesetzt wurde. Auf stärker nachgefragten Routen und Langstrecken setzten Finnair DC-8 und DC-10 ein.
Hauptartikel: "Die DC-9-50 von Finnair"
Ab 1976 kamen die ersten von insgesamt zwölf DC-9-51 zum Einsatz, die gegenüber der DC-9-10 u.a. eine erheblich höhere Passagierkapazität erlaubten und den schrittweisen Ersatz der Caravelle-Flotte ermöglichte. Die DC-9-50 (und auch DC-9-10) wurden nach und nach zum Standardmodell auf vielen Routen und Anfang der 1980er standen nur noch wenige Caravelle im Einsatz, die aber aufgrund ihrer Reichweitencharakteristik weiterhin essentiell wichtig für Finnair waren, bedienten diese doch u.a. die längsten Linienstrecken Europas ab Helsinki.
Anfang der 1980er gab es meinen Recherchen nach eine interessante Phase bei Finnair, die einen möglichen Wechsel von Lieferanten McDonnell Douglas zum Hersteller Boeing beinhaltete. Hintergrund war der Wunsch von Finnair, ein Flugzeugmuster für den Nonstopbetrieb zwischen Helsinki und Tokyo einzuführen und Boeing boten hier der Finnair die Boeing 747SP an. Parallel offerierten Boeing der Finnair einen kompletten Wechsel – wobei die DC-9/Caravelle durch Boeing 737-200Adv. und die DC-8/DC-10 durch Boeing 747SP ersetzt werden sollte. Die damals in Entwicklung befindliche Boeing 757 wurde ebenfalls angepriesen. Der mögliche Wechsel wurde damals für nicht unmöglich gehalten, setzte doch die Boeing 737-200Adv. ebenfalls auf JT8D-Triebwerke und die Boeing 747SP konnte ebenso mit Triebwerken angetrieben werden, mit denen Finnair auf der DC-10 Erfahrung sammelten. Finnair haben sehr wahrscheinlich das Angebot von Boeing ernsthaft untersucht. Die Boeing 757 wurde in dieser Phase schlicht als zu groß für ihre Bedürfnisse eingestuft. Zeitlich ziemlich nah offerierten McDonnell Douglas ihre Lösung für die Langstreckenbedürfnisse der Finnair – auch mit dem Ziel, Finnair unbedingt und weiterhin als Kunden zu behalten. Die Lösung fand sich in der DC-10-30ER und Finnair entschied sich letztlich für diesen Flugzeugtyp und damit in diesem Zusammenhang für den weiteren Einsatz der DC-10 und DC-9. Für die auf drei Einheiten geschrumpfte Caravelle-Flotte sahen aber Finnair Handlungsbedarf für den Ersatz.
Zum Hauptartikel: "Die MD-82-Flotte von Finnair"
Im Herbst 1982 wurde bekannt, dass Finnair als Ersatz ihrer letzten Caravelle eine Bestellung über drei MD-82 unterzeichnet hätte. Diese Flugzeuge waren ursprünglich für AeroMexico vorgesehen, wurden aber nicht abgenommen. So konnte McDonnell Douglas sehr zeitnah diese MD-82 der Finnair anbieten und entsprechend den Bedürfnissen der Finnair umrüsten. Ab April 1983 kam dann die erste 140-sitzige MD-82 zum Einsatz und der Flottenaufbau auf drei MD-82 erlaubte die Verabschiedung der 107-sitzigen Caravelle und den Ersatz der DC-9-50 auf stark nachgefragten Routen, so zum Beispiel nach London und Brüssel.
Wie bei den meisten Flugzeugbestellungen spielte unabhängig vom Flugzeugtyp auch bei der Entscheidung von Finnair die Finanzierung und andere Modalitäten eine große Rolle. Die Fachpresse berichtete, dass die US Eximbank der Finnair einen Kredit in Höhe von 35,8 Millionen US $ zu einem Zinssatz von 12% mit einer Laufzeit von zehn Jahren gewährte. Die erste Zahlung sollte ab September 1983 (also nach Lieferung der ersten MD-82) erfolgen. Ein weiterer Faktor war die schon erwähnte, schnelle Verfügbarkeit dieser drei Flugzeuge durch Nichtabnahme des Originalkunden AeroMexico. McDonnell Douglas konnten so sehr zügig der Finnair diese Flugzeuge anbieten. In ihrem Jahresbericht 1982/83 äußerten sich Finnair im Zusammenhang mit der Beschaffung der drei MD-82 mit den Zeilen, dass nach "eingehender Untersuchung" die DC-9-82 "das beste Flugzeug für das Unternehmen" wäre. Hervorgehoben wurde u.a. signifikante Leistungsverbesserungen (gegenüber der DC-9-51) in den Bereichen Tragflächendesign, Triebwerken und Avionik, die zeitlich schnelle Verfügbarkeit und attraktive Finanzierung für diese Flottenerweiterung. Finnair betonten, dass durch die geplante Bestuhlung mit 140 Sitzplätzen ein Komfort geboten werden kann, der höchste Standards in den Bereichen Geräumigkeit, Sitzkomfort und anderen Servicebereichen ermöglichen würde.
Ende März 1983 setzte sich die Flotte von Finnair wie folgt zusammen:
Typ | Anzahl | bestellt | Sitzplatzkapazität |
DC-10-30 | 3 | 1 (gebraucht) | 280/302 |
DC-8-62 | 1 |
|
189 |
DC-9-82 | 2 | 1 | 140 |
DC-9-51 | 12 | 122/129 | |
DC-9-41 | 6 |
|
114 |
DC-9-14/-15 | 7 | 80/90 | |
DC-9-15F | 1 | ||
Super Caravelle | 3 | 107 | |
Fokker F27 | 3 | 44 | |
Embraer Bandeirante | 1 | 16 | |
Gesamtanzahl | 39 | ||
Anmerkungen: |
Bestellt waren zusätzlich ATR42. | Einige DC-9-14/-15 waren vermietet, die einzige Embraer Bandeirante wurde von Finnaviation eingesetzt. |
1983/84 evaluierten Finnair höchst wahrscheinlich einem optimalen Flugzeugtyp für 150 bis 160 Fluggäste und einer Nonstopreichweite bei voller Nutzlast ab Helsinki zu den Kanaren. Die Lieferung sollte 1985 erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt war das Angebot sehr begrenzt. Boeing stellte 1984 die Produktion ihrer überaus populären Boeing 727-200Adv. ein und die neue Boeing 737-300 war kapazitätsseitig unterhalb der sehr wahrscheinlich gewünschten Kapazität, während die Boeing 757 weiterhin als zu groß eingestuft wurde. Routen mit größerem Volumen oder/und Rotationen wurden von Kar-Air mit der DC-8 sowie der Airbus A300 abgedeckt. Finnair wünschte dagegen ein Modell, welches auch auf Linienstrecken eingesetzt werden könnte und hier eine Kapazität bieten würde, die im Einklang mit der erwarteten Nachfrage stehen sollte.
Zum Hauptartikel: "Die MD-83-Flotte von Finnair"
McDonnell Douglas entwickelten 1983 eine weitere MD-80-Version, die als MD-83 bekannt werden sollte und eine gegenüber der MD-82 nochmals erheblich gesteigerte nutzbare Reichweite bieten sollte. Da für Finnair eine Entscheidung zugunsten der MD-83 keine Einführung eines komplett neuen Flugzeugtyps bedeuten würde und die Einsatzerfahrung mit der MD-82 überaus positiv waren, lag die Entscheidung recht nahe, diese MD-80-Version als Lösung anzusehen. Zwei Flugzeuge wurden bestellt und Finnair bekundeten offiziell ihre Absicht, eine MD-83 primär auf Linienflügen einzusetzen, während die zweite MD-83 auf den erwähnten Charterflügen zu den Kanaren und zu anderen Ferienzielorten eingesetzt werden sollte. Mit 155 Sitzplätzen wählten Finnair eine Kabinenkonfiguration, die nicht nur komfortseitig sehr angenehm war (und von McDonnell Douglas exemplarisch beworben wurde), sondern auch den Einsatz der MD-83 über derart lange Routen ohne Zwischenlandung bei voller Nutzlast ermöglichten. Hier sei erwähnt, dass ein Flug ab Helsinki nach Las Palmas eine Flugstrecke darstellt, die einmal über ganz Europa führt. Das Streckenprofil von Finnair führte deshalb dazu, dass auch heute noch diverse Finnair-Linienstrecken zu den längsten in Europa gehören.
Hauptartikel: "Konzept hinter der MD-87"
Recht zeitnah überlegten Finnair den weiteren teilweisen Ersatz von DC-9. Zwar konnte Anfang der 1980er durch Übernahme von DC-9-41 aus Beständen der TDA ein Grossteil der DC-9-10-Flotte ersetzt werden, aber mittelfristig sollten weitere DC-9 modernem Gerät weichen. Ein kapazitätsseitig ähnlich großes Flugzeug wurde gefordert und es lag nahe, dass Finnair die Entwicklung einer verkürzten MD-80-Version aufgrund der hervorragenden Einsatzerfahrungen interessiert verfolgte und dann mit einer Bestellung für acht MD-87 zusammen mit Austrian Airlines zu den Erstkunden dieser Variante wurden. Finnair sahen in der MD-87 einerseits das ideale Modell für den Ersatz älterer DC-9, gerade auch für die Bedienung von Routen nach Mitteleuropa, die den Einsatz einer MD-82 oder MD-83 nicht rechtfertigen würden. Die Lieferungen sollten ab 1987 erfolgen. Finnair waren somit voll und ganz auf die DC-9/MD-80-Familie eingestellt. Da sich die DC-9 zunehmend auf kurzen Routen im Inland als unwirtschaftlich erweisen, setzten Finnair als eine der ersten Fluggesellschaften die ATR42 ein, die nicht nur die Fokker F27 ersetzten, sondern auch diverse kurze DC-9-Kurse ersetzte.
Hauptartikel: "Die MD-87-Flotte von Finnair"
Im November 1987 wurde die erste MD-87 übernommen. Finnair setzten ihre MD-87 u.a. auf einer sehr langen Route ab Helsinki nach Kairo ein. Historisch interessant ist, dass von den acht MD-87 tatsächlich nur drei Flugzeuge ausgeliefert wurden und die fünf weiteren Flugzeuge in Bestellungen für größere Varianten der MD-80 umgewandelt wurden. Bis 1992 wurde die Flotte dann auf 17 MD-80 ausgebaut: neun MD-82, fünf MD-83 und drei MD-87. Zusammen mit den damals ebenfalls 17 DC-9 stellten diese insgesamt 34 Flugzeuge das Rückgrat der Finnair-Flotte dar. Auf vielen europäischen Flughäfen war die Sichtung einer MD-80 oder DC-9 mit finnischem Kreuz ein vertrauter Anblick. Finnair – als recht kleine, aber hoch geachtete Fluggesellschaft – wirkten überaus zeitlos professionell und die technische Betreuung ihrer Flotte und Erfahrungen beim Betrieb von Flugzeugen unter extremen winterlichen Bedingungen hatte Weltruf erlangt.
In der ersten Hälfte der 1990er wurden im Inland recht stark die DC-9-41 und MD-83 eingesetzt, während man die MD-82/-87 sowie DC-9-51 tendenziell zumeist im internationalen Einsatz vorfand. Weiterhin kam die MD-83 auch langen Charterflügen zum Einsatz, während die MD-87 nicht mehr auf extrem langen Etappen eingesetzt wurde. Später mischte sich das Einsatzspektrum und so kamen MD-83 auch auf internationalen Strecken regelmäßig zum Einsatz. Weniger nachgefragte Inlandsrouten wurden zumeist mit Saab340A der Finnaviation und ATR72 der Kar-Air bedient, während Kar-Air weiterhin zwei A300 für Feriencharter einsetzte und Finnair auf Langstrecken und Charterflügen auf die DC-10 und MD-11 setzte. Anpassungen aufgrund schwächelnder Nachfrage führten ab ca. 1993 zu Kapazitätsreduzierungen und Vermietung von Flugzeugen. So kamen zum Beispiel DC-9-50 bei der venezolanischen Aeropostal, DC-10 bei der Air Liberté, die A300 u.a. im Auftrag für andere Unternehmen sowie ein Teil der MD-83-Flotte für Chartereinsätze in Österreich und Großbritannien zum Einsatz.
Hauptartikel: "Radikaler Flottenwechsel bei Finnair"
1993 diskutierten Finnair öffentlich den Wechsel von McDonnell Douglas zum Hersteller Boeing. Diese Pläne wurden nicht umgesetzt, später dann die Entscheidung getroffen, ihre "17 DC-9 durch 17 gebrauchte MD-80 zu ersetzen". Wenngleich dieser Plan ebenfalls nicht so umgesetzt und die MD-80-Flotte nur um acht Flugzeuge erweitert sowie die DC-9-Flotte erst 2003 endgültig ausgemustert wurde, so sehr zeigt sich rückblickend die starke Verbundenheit zwischen Finnair und dem damaligen Hauptlieferanten McDonnell Douglas. Andererseits besiegelte diese Entscheidung möglicherweise jede Hoffnung, dass Finnair eine Entscheidung zugunsten der MD-90/-95 treffen würden.
Die MD-80 bewährten sich auch bei Finnair während ihrer Einsatzzeit überaus beeindruckend und zeichneten sich durch ihre sehr hohe Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit aus. Die DC-9/MD-80 prägte ab den 1970ern bis Ende der 1990er den Flugbetrieb von Finnair maßgeblich und wenngleich langsam die Erinnerungen verblassen mögen - alleine die visuelle Kombination von Finnair und ihrer MD-80 wird in guter Erinnerung bleiben.