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Die MD-80 in Großbritannien

Die McDonnell Douglas MD-80 hat in Großbritannien einen nur bescheidenen Markterfolg erzielen können. In der aktiven Produktionszeit entschieden sich nur drei britische Fluggesellschaften für diesen Flugzeugtyp – Grund genug, die möglichen Ursachen zu recherchieren.

Nur ein britischer DC-9-Betreiber

In Großbritannien existierte mit British Midland Airways nur ein einziger Douglas DC-9-Betreiber. Die geringe Marktpenetration war u.a. durch die speziellen Markbedingungen Großbritanniens begründet. Fragliche Fluggesellschaften deckten sich zumeist mit der BAC One-Eleven ein oder entschieden sich für die Boeing 737-200. Erhebliche Hürden bei der Zertifizierung der DC-9 für den Einsatz bei British Midland in Großbritannien zeigten auf, wie sehr bürokratische Hürden in den Weg gelegt wurden. Auf die Douglas DC-9 der British Midland wird zu einem späteren Zeitpunkt an anderer Stelle dieses Onlinedienstes ausführlicher eingegangen.

Douglas DC-9-14 der British Midland/Postkarte/Privatsammlung
Douglas DC-9-14 der British Midland/Postkarte/Privatsammlung

Differenzierte Marktanforderungen

Britische Chartergesellschaften begannen in den 1980ern mehrheitlich, ihren Flugbetrieb mit Flugzeugen unter 150 Sitzplätzen und/oder mehr als 200 Sitzplätzen zu bestreiten. Exemplarisch ist hier die traditionsreiche Britannia Airways, die über viele Jahre mit Boeing 737-200Adv. einen Großteil ihrer Charterkontrakte absolvierte und ab Mitte der 1980er dann mit der Boeing 767-200 ein erheblich größeres Modell als Ergänzung einführte. Zum späteren Zeitpunkt ergänzte und ersetzt dann die Boeing 757-200 die Boeing 737. Bis Ende der 1980er war es bis auf wenige Ausnahmen sichtbar, dass der Bereich zwischen 150 und 200 Sitzplätzen weitaus weniger nachgefragt wurden als in anderen europäischen Regionen. Ein Grund war der Bedarf britischer Reiseveranstalter, die eher nach kleineren oder größeren Flugzeugen verlangten. Mit der 130-sitzigen 737-200, der Boeing 757-200 mit oftmals mehr als 233 Sitzplätzen und der Boeing 767-200 mit 273 Sitzplätzen (später 290!) konnten seinerzeit die Bedürfnisse erheblich besser begegnet werden als mit der 172-sitzigen MD-80. Eine große Ausnahme mögen die Boeing 727-200 der Dan-Air gewesen sein – am Gesamtbild änderte dies aber nichts. Erst ab der zweiten Hälfte der 1980er kam es zu Verschiebungen, die der MD-80 und der Boeing 737-400 zu Platzierungserfolgen verhalfen.

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Versionen MD-81 und MD-82 ungeeignet

Erschwerend kam hinzu, dass die Varianten MD-81 und MD-82 für britische Charteranbieter nicht die Leistungsfähigkeit bieten konnte, die für einen optimalen Einsatz erforderlich gewesen wäre. So blieben beide Modelle bei der nutzbaren Reichweite mit dichter Charterbestuhlung hinter den Anforderungen der britischen Gesellschaften zurück. Die angebotene Leistungssteigerung mit der MD-83 erfüllte letztlich die Forderungen.

Schwache Infrastruktur für MD-80

Die technische Infrastruktur war für die MD-80 nur sehr begrenzt vorhanden. Während in vielen anderen europäischen Ländern aufgrund von wachsenden MD-80-Flotte auch die technische Infrastruktur den Ansprüchen für eine effiziente Betreuung genügte, so war dies in Großbritannien nicht sehr einfach. Angebote für die technische Betreuung von Flugzeugen waren zumeist anderen Mustern vorbehalten und auch ausreichend Piloten mit MD-80-Typenlizenz waren nicht in dem Maße vorhanden.

Paramount Airways und BIA

BIA MD-83/Courtesy and Copyright: md80design
BIA MD-83/Courtesy and Copyright: md80design

Mit der damals neu etablierten Paramount Airways konnte McDonnell Douglas 1987 tatsächlich einen ersten MD-80-Betreiber in Großbritannien verkünden. Das Jungunternehmen Paramount Airways reizte die Fähigkeiten der MD-83 voll aus. Dazu gehörten u.a. recht lange Nonstopflüge zu populären Charterzielen bei möglichst voller Nutzlast mit 165 zahlenden Fluggästen. Die Einführung der MD-83 setzte in dieser Phase in der Kategorie zwischen 150 und 180 Sitzplätzen einen neuen Standard bei britischen Charteranbietern. Neben dem logischen Eindruck fabrikneuer Flugzeuge, war es besonders die nicht sehr verbreitete Charterbestuhlung mit nur fünf Sitzplätzen pro Reihe, die auf sehr positive Resonanz stieß. Zusätzlich erzielte der helle und geräumige Eindruck der Kabine ein hohes Maß an Lob. Bei der BIA ergänzte die MD-83 ab Ende 1987 eine primär aus BAC One-Eleven bestehende Flotte. Wenngleich die Zufriedenheit der BIA mit der One-Eleven sehr hoch war, so setzte die MD-83 bei BIA neue Standards hinsichtlich der Effizienz, Lärmarmut, Passagierkapazität und Leistungsfähigkeit. Bei BIA wurde die Boeing 727-200, Boeing 737-400, Airbus A320 und MD-83 evaluiert, bevor man sich für das Produkt aus Long Beach entschied.

Paramount Airways MD-83/Courtesy and Copyright: md80design
Paramount Airways MD-83/Courtesy and Copyright: md80design
Boarding einer MD-83 der Paramount Airways/Courtesy: Paramount Airways
Boarding einer MD-83 der Paramount Airways/Courtesy: Paramount Airways

Konkurrenzprodukt Boeing 737-400

Die Boeing 737-400 war bei Chartergesellschaften wahrlich ein Konkurrent der MD-83 in Großbritannien. So war es AirUK Leisure, die mit 172-sitzigen Boeing 737-400 ab 1989 diesen Flugzeugtyp einsetzten. Fünf dieser eng bestuhlten Flugzeuge wurden eingesetzt, bis ein Ersatz durch Airbus A320/321 eingeleitet wurde. Die 737-400 konnte in Großbritannien einen überaus hohen Verkaufserfolg erzielen, darunter große Verkäufe an British Airways, aber auch Bestellungen seitens der British Midland und Dan-Air. Bei British Midland war die Entscheidung zugunsten der Boeing 737-300/-400 gleichzeitig eine Entscheidung gegen die MD-80 und dies trotz sehr hoher (und fast überschwänglicher) Begeisterung für die eingesetzten Douglas DC-9. Finanziell bessere Konditionen und die bessere Fähigkeit der 737-300, ab kürzeren Pisten mit voller Nutzlast zu operieren, sollen Faktoren gegen die MD-80 gewesen sein.

Airtours International

Airtours International MD-83/Copyright: MD-80.com
Airtours International MD-83/Copyright: MD-80.com

Nach dem Niedergang der Paramount Airways und BIA etablierten sich ab 1991 die Airtours International als neuer MD-80-Nutzer in Großbritannien. Auch hier standen die Airbus A320 und Boeing 737-400 als alternative Modelle zur Verfügung und nach Abwägung aller Faktoren wurde die MD-83 gewählt. Ausreichend geschulte MD-80-Piloten standen aufgrund der Betriebseinstellungen von BIA und Paramount zur Verfügung und die technische Infrastruktur für die MD-80 hatte sich spürbar verbessert. Airtours International begannen ihren Flugbetrieb mit fabrikneuen 167-sitzigen MD-83 und wieder wurde der Flugzeugtyp von Fluggästen wie Reiseveranstaltern gelobt. Das Einsatzspektrum der Airtours International ließ die MD-83 zeitweise an ihre Grenzen stoßen. Die wenig später mit jeweils 172 Sitzplätzen maximal konfigurierten MD-83 wurden auf relativ langen Nonstoprouten ab Großbritannien eingesetzt und die Anforderungen an das Flugzeugmuster waren hoch. Es war gefordert, eine volle Auslastung mit 172 Gästen, zusätzlich noch oftmals Kinder unter 2 Jahren, Gepäck, Handgepäck, Catering und Warenbestände für den zollfreien Bordverkauf sowie eine 5-köpfige Crew im Rahmen aller gesetzlichen Bestimmungen sicher an ihren Urlaubsort oder zurück zu befördern. Im Zuge einer Neuorientierung und Optimierung musterten Airtours International bis zum Frühjahr 1996 ihre letzte MD-80 aus.

Die McDonnell Douglas MD-83 der Airtours International wurden sehr stark beansprucht./Privatsammlung
Die McDonnell Douglas MD-83 der Airtours International wurden sehr stark beansprucht./Privatsammlung

Resümee

Die MD-80 war kein großer Erfolg in Großbritannien beschwert, aber trotz der eher geringen Gesamtanzahl haben die MD-80 in Großbritannien einen bleibenden Eindruck hinterlassen, der mittlerweile schon Züge von Nostalgie tragen mag. Der Flugzeugtyp wurde zu einer Zeit eingesetzt, wo es noch an der Tagesordnung war, dass BAC One-Eleven und Boeing 737-200Adv. bei britischen Gesellschaften massiv eingesetzt wurden und hier erwies sich die MD-83 als wirtschaftlicher, umweltverträglicher, effizienter, sparsamer und erheblich leiser.

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