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Bulgarian Air Charter und ihre MD-80

MD-82/Courtesy: md80design
MD-82/Courtesy: md80design

Bulgarian Air Charter werden unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklung möglicherweise mittelfristig einer der wichtigsten verbliebenen Nutzer der MD-80 in Europa sein. Dieses Unternehmen konnte durch geschickte Erweiterungen der Flotte für eigene Verwendung und Platzierung von Kapazitäten bei anderen Unternehmen eine Marktpräsenz aufbauen, die beachtenswert ist. Zusätzliche Aufmerksamkeit erweckt dieses Unternehmen zwangsläufig im Zusammenhang mit der Thematik MD-80 - die Mehrheit heutiger Unternehmen setzen alternative (gängige) Flugzeuge ein.

Relativ wenige Detailinformationen

Im Vergleich zu ähnlich großen Unternehmen existieren nur relativ wenige mir bekannte Quellen für Detailinformationen, obwohl zum Beispiel der Internetauftritt insgesamt in einigen Bereichen mehr Informationen bieten als weltbekannte Fluggesellschaften. Gesichert scheint zu sein, dass Bulgarian Air Charter aufgrund einer im Vergleich zu Westeuropa erheblich günstigeren Kostenstruktur ihren Betrieb bestreiten und die MD-80-Serie auch im Jahr 2011 eine der tragenden Säulen des unternehmerischen Konzepts von Bulgarian Air Charter darstellt. Der Einsatz der MD-80 ermöglicht so gesehen selbst unter den zunehmend verschärften Umständen weiterhin mehr Vor- als Nachteile.

Relativ einfaches Produkt

Bulgarian Air Charter fallen in diversen Bereichen und auch in ihrer öffentlichen Wahrnehmung durch Einfachheit und klare Strukturen auf. Das verwendete Farbkleid lässt ein schnelles Neutralisieren ihrer Flugzeuge für den Einsatz bei anderen Unternehmen zu, an Bord wird ein standardisierter Flugkomfort angeboten, der ebenbürtig mit der Touristenklasse bekannterer Liniengesellschaften ist. Einige Faktoren lassen vermuten, dass Bulgarian Air Charter äußerst flexibel auf Marktfluktuationen reagieren und eine relativ einfache Kontrolle ihrer Betriebskostenstruktur umsetzen können. Bislang bieten Bulgarian Air Charter ausschließlich Charterflüge unter eigener Regie an. Hier werden saisonale Schwankungen sehr stark berücksichtigt: während im Sommer die Schwarzmeerküste im Fokus steht, wird im Winter (deutlich reduziert) der Charterbetrieb zu Skigebieten Bulgariens forciert.

Auch diese Aufnahme zeigt die elegante Form der MD-80/Courtesy: Paul Buchröder
Auch diese Aufnahme zeigt die elegante Form der MD-80/Courtesy: Paul Buchröder

Angepasste Betriebskosten

Trotz zumeist anderer Meinungen vertrete ich die Ansicht, dass Bulgarian Air Charter mit den relativ dicht bestuhlten MD-82 attraktive Betriebskosten generieren – die Kosten pro Fluggast auf ein attraktives Niveau gehalten werden können. Gleichzeitig kann gegenüber maximal bestuhlten Airbus A320 und Boeing 737-800 ein weiterhin höherer Sitzabstand angeboten werden, ganz zu schweigen von der Konfiguration mit nur fünf Sitzplätzen pro Sitzreihe und den damit verbundenen deutlichen Vorzügen.

Starke saisonale Schwankungen

Die Berücksichtigung saisonaler Nachfrage führt dazu, dass auffallend viele MD-82 von Bulgarian Air Charter im europäischen Sommerhalbjahr „überall zu sehen sind“, dann zum Winterhalbjahr „verschwinden“. Der Betrieb von Bulgarian Air Charter ist somit offenbar sehr starken saisonalen Schwankungen unterworfen. Dieses Risiko wird u.a. durch Vermietung von Kapazitäten im Winterhalbjahr und deutliche Verschiebungen des Charterangebots gemildert. Die Etablierung von Linienflügen wurde bislang nicht umgesetzt. Hier scheinen Bulgarian Air Charter offiziell keine Ambitionen zu verfolgen – möglicherweise ein Zeichen dafür, dass diese Fluggesellschaft jedes unnötige Risiko vermeiden möchte und nach dem Motto operiert: „Schuster bleib bei deinen Leisten“. Wenngleich Linienflüge eine Verteilung des unternehmerischen Risikos darstellen kann, so existieren sehr viele Beispiele von Chartergesellschaften, die sich durch Etablierung von Linienflügen an den Rand des finanziellen Abgrunds manövrierten oder gar kollabierten.

„Richtige Verwendung“

Unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte ist auffallend, dass Bulgarian Air Charter zu den MD-80-Nutzern gehören, die ihre MD-80-Flugzeuge „optimal einzusetzen scheint“. Das selbst angebotene Streckenprofil entspricht mehrheitlich dem Leistungsvermögen einer MD-82, es ergeben sich somit keine forcierten Routen, wo der Einsatz einer MD-80 objektiv betrachtet nur schwer als ideal bezeichnet werden kann. Sehr wichtig erscheint, dass die eingesetzten MD-82 insgesamt sehr gepflegt wirken, sieht man von Alltagseinflüssen ab. So gesehen sollte der Anblick einer MD-82 auf einem europäischen Flughafen ein positives Grundgefühl erzeugen und keine vermeintliche Bestätigung für Ressentiments sein.

Skepsis am Fluggerät

Stark auffallend ist, dass zumeist aus Deutschland Skepsis an der Kombination Bulgarian Air Charter und MD-80 bzw. grundsätzlich an der MD-80 besteht. Meine bisherige Erfahrungen im Zusammenhang mit der Thematik MD-80 bestärkt mich in der Annahme, dass diese Skepsis beim Einsatz von alternativen westlichen Flugzeugtypen nicht erwachsen würden. Hier zeigt sich, dass die MD-80 in Deutschland traditionell eine andere (negative) „Bewertung“ erhält als in Ländern mit langjähriger Präsenz der MD-80. Diese gegen die MD-80 gerichtete Haltung erfüllt leider die Erwartung der Mehrheit und es wurde sogar Rechnung getragen und dadurch bestätigende Reaktionen präsentiert. Vor einigen Jahren musste eine relativ bekannte Fluggesellschaft ihr Fluggerät von 1997 hergestellten MD-88 auf A300 aus den 1970ern umstellen, da Reiseveranstalter, Presse und Medien den Einsatz moderner Airbusse forderten. Solche Entwicklungen können kaum sinnvoll diskutiert werden, sondern erfordern solche Reaktionen, um eine vermeintlich „sicherere Lösung“ zu bieten. Diese entbehren jeder Grundlage, erfüllen aber die Forderungen der vermeintlich informierten Kunden. Jeder schwere Zwischenfall mit einer MD-80 hat ungleich erheblich stärkere negative Auswirkungen auf den Ruf des Typs als bei vergleichbar jungen Boeing 737 oder A320.

 

Gerade am Beispiel der Bulgarian Air Charter und ihren MD-80 zeigt deutlich auf, dass Fragen gestellt werden, die sich ansonsten nicht ergeben würden oder tatsächlich berechtigt wären, würde die MD-80 seit 1980 durch wöchentliche Abstürze und strukturelles Versagen in den Medien präsent sein. In Realität gehört die MD-80-Serie (unter selbstverständlich umgesetzter optimaler technischer Betreuung) zu den zuverlässigsten Flugzeugen ihrer Klasse, mit einer strukturellen Verarbeitung und Robustheit, die industrieweit beispielhaft ist. So gesehen wird - unabhängig vom Einsatz bei Bulgarian Air Charter - die MD-80 unter Berücksichtigung aktueller Erkenntnisse und aktueller Entwicklung zumeist aus wirtschaftlichen Erwägungen ausgemustert und auch ihr Lebensende aus wirtschaftlichen Gründen und nicht aus strukturellen Erwägungen finden. Strukturell sind MD-80 für ein extrem langes Einsatzleben ausgelegt und werden meiner Einschätzung nach viele jüngere Flugzeuge alternativer Flugzeugtypen zeitlich überleben. Beispiel für diese Entwicklung existieren schon.

 

Zusätzlich wird selbstverständlich auf den Lärmpegel und die Emissionen der MD-80 hingewiesen.

Zu laut, zu dreckig

Die MD-80-Serie wird so gesehen auch vermehrt aufgrund von zu viel Lärm massiv kritisiert – und dies nicht nur von Fluglärmgegnern, sondern auch von sehr vielen Flugzeugenthusiasten. Psychologisch interessant ist dabei meine Vermutung, dass „Lärm“ (oder der „Sound“) im Zusammenhang mit populäreren Flugzeugen „cool“ wäre und die klassischen menschlichen Gefühle von „Kraft“ infantil geweckt werden würden. Dies ist auch ganz normal. Diejenigen unter uns, die als Kind das Aufkreischen einer DC-9, DC-8, Caravelle oder BAC One-Eleven von einer Flughafenterrasse hörten und zusahen, stellten einerseits die enorme Lautstärke, gleichzeitig aber auch eine vermeintlich damit verbundene positive Leistungsfähigkeit eines Flugzeugs fest. Nichts wäre psychologisch kritischer als ein großes Flugzeug, welches ohne Geräuscherzeugung ihren Startlauf beginnen würde. Ist das Flugzeug zu schwach? In einigen Bereichen wird gar Lärm verlangt, da erst Lärm das Gesamtbild perfektioniert. Rennwagen haben Lärm zu erzeugen, genauso auch sehr teure Autos einen optimalen Lärm haben müssen, besonders wenn man durch einen Tunnel fährt. Hier hat dann Lärmschutz aktiv in den Hintergrund zu treten.

Verhältnismäßigkeit

Das ureigene Interesse treibt die Industrie an, dass Flugzeuge mit fortschreitender Entwicklung gesetzliche Lärmgrenzwerte unterschreiten und es ist eine berechtigte Forderung. Hierbei verschieben sich Erwartungen und Einschätzungen. Eine MD-80 war bei Einführung ein vergleichsweise leises Flugzeug, die vergleichbaren Boeing 737-300/-400/-500 sowie A320 setzten hier neue Standards und zeigten auf, dass man mit nochmals deutlich leiseren Triebwerken operieren konnte.

 

Im Endeffekt ging und geht es um Verhältnismäßigkeit – gerade im Zusammenhang von Luftverkehr und Umweltverträglichkeit. Vielleicht schadete ein einziger täglicher MD-80-Kurs weniger als heute 14 tägliche Flüge zwischen diesem Kurs? Erschreckend ist die Doppelmoral, mit der gerade bei dieser Thematik diskutiert wird.


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