Airtours International und die MD-83

Mit der MD-83 auf Erfolgskurs/Copyright: MD-80.net
Mit der MD-83 auf Erfolgskurs/Copyright: MD-80.net

Airtours International wurden nach Paramount Airways und BIA British Island Airways der dritte Betreiber von MD-80 in Großbritannien. Auf dieser Seite werden Informationen präsentiert, die recherchiert wurden und als relevant eingestuft werden dürfen. Alle Informationen sind ohne Gewähr und sicherlich teilweise lückenhaft.

Etablierung von Airtours International

Die Fluggesellschaft Airtours International wurde nach Abwägung aller damals verfügbaren Faktoren als "in-house Airline" des Reiseveranstalters "Airtours PLC" konzipiert und etabliert. Primäres Ziel war es, Kunden von Airtours mit einer eigenen Fluggesellschaft zu ihren Reisezielen zu befördern. Bevor Airtours International diese Rolle übernahm, waren es Dan-Air, die 65% aller Kunden von Airtours beförderte. Anfang 1990 machten sich aber Airtours trotz der generellen Zufriedenheit mit der Vereinbarung Gedanken darüber, wie man die Anhängigkeit von nur einem großen Klienten reduzieren könnte. Zusätzlich griffen Airtours auf Anbieter zurück, die mit offensichtlich technischer Unzuverlässigkeit Schlagzeilen machten. Diverse Langstreckencharter waren mehr als 24 Stunden verspätet. Solche Meldungen in den Medien waren sicherlich nicht erwünscht, erhöhten aber mindestens einer Quelle nach recht schnell den Bekanntheitsgrad des Reiseveranstalters "Airtours". Nun wollte man die steigenden Buchungszahlen nutzen und in Zukunft ein erheblich aufgewertetes Produkt anbieten.

Probleme im Ferienfluggeschäft

Der britische Charterflugverkehr war Ende der 1980er/Anfang der 1990er erheblichen Veränderungen unterworfen. Anbieter wie Paramount Airways, British Island Airways und Novair mussten aufgrund verschiedener Faktoren ihren Flugbetrieb einstellen. Wenig später sollte der (offiziell) völlig überraschende Zusammenbruch der ILG (Air Europe) weitreichende Folgen für die britische Tourismusindustrie aufzeigen.

Entscheidung für eine Fluggesellschaft - und für die MD-83!

Die Entscheidung für eine eigene Fluggesellschaft war das Resultat der damals herrschenden Situation und Unsicherheit in dem Sektor. So wurde sehr wahrscheinlich in der zweiten Hälfte von 1990 offiziell vom Reiseveranstalter bekannt gegeben, dass eine Fluggesellschaft mit dem Namen "Airtours International" etabliert werden würde.

Laut diversen schriftlichen Dokumenten evaluierte Airtours International eingehend und sehr intensiv alle für ihre Bedürfnisse und Anforderungen in Frage kommenden Flugzeugtypen. Namentlich genannt wurden die Airbus A320, die Boeing 737-400 und die MD-83. Nach Untersuchung aller Faktoren fiel die Entscheidung auf die MD-83.     

Festlegung der Flottengröße

Airtours International wählte ganz bewusst eine Flotte von vorerst fünf MD-83. Maßstab für diese Größe waren die erwartete Nachfrage der ersten Wintersaison 1991/92. Die neue Fluggesellschaft wollte das Risiko vermeiden, im Winter finanziell untragbare Überkapazitäten zu erleiden. Gleichzeitig gab es höchst wahrscheinlich einen 5-Jahres-Plan, der innerhalb einer recht kurzen Zeit die Etablierung von Langstreckenflügen ab Großbritannien nach Florida vorsahen. Hierfür sollte die MD-83 nicht verwendet werden, obwohl mindestens eine Quelle bestätigt, dass Airtours International extra darauf hingewiesen habe, dass andere Fluggesellschaften die MD-83 sehr wohl auf derartigen Flügen (mit Zwischenlandungen) eingesetzt hätten. Airtours International soll sich in dieser Phase für die L-1011 "TriStar" interessiert haben, gleichzeitig aber Zweifel daran geäußert haben, wie man eine L-1011 im Winter kostendeckend auslasten könnte. Letztlich kam man zum Schluss, dass ein "200-Sitzer" (für die Langstrecken) am besten geeignet wäre. Airtours International konnte aufgrund des enormen Erfolgs der ersten vollen Saison ihre MD-83-Flotte von fünf Einheiten für die kommende Saison 1992/93 auf acht Flugzeuge erweitern.

Courtesy: Airtours International
Courtesy: Airtours International

Gründe von Airtours International für die MD-83

Schriftlich belegt ist, dass Airtours International aufgrund verschiedener Gründe die Entscheidung für die MD-83 fällte. Genannt wurden die "Reisefluggeschwindigkeit, Reichweite, Zuverlässigkeit und Kerosinverbrauch". Ein in mehreren Publikationen als "großer entscheidender Faktor" erwähnter Punkt war aber der "mit der MD-83 ermöglichte Passagierkomfort". Im Gegensatz zu den konkurrierenden Flugzeugtypen konnte die MD-83 eine nach Meinung von Airtours International durch die Konfiguration mit 5 Sitzen pro Reihe eine bei Reisenden erheblich populärere Konfiguration anbieten als die bekannte Konfiguration mit sechs Sitzen pro Reihe. Es ist anzunehmen, dass ein weiterer Faktor für die Entscheidung zugunsten der MD-83 war, dass einerseits die Leasingesellschaft "Irish Aerospace" in einer recht kurzen Zeit die benötigten (fabrikneuen) Flugzeuge anbieten konnte und es ausreichend verfügbare Piloten mit MD-83-Rating gab, denn ein Teil der MD-83-Piloten bei Airtours International waren zuvor bei BIA und Paramount Airways als Piloten beschäftigt und flogen dort auf MD-83.

 

Mit 167 Sitzplätzen entschieden sich Airtours International zu Beginn für eine Konfiguration, die fünf Sitze (eine Sitzreihe) unterhalb der maximal möglichen Bestuhlung lag. Ganz bewusst wurde auf diese Tatsache hingewiesen - möglicherweise wurde dies als Wettbewerbsvorteil gesehen, da britische Chartergesellschaften dafür bekannt waren und sind, ihre Flugzeuge möglichst mit der maximal erlaubten Anzahl an Sitzplätzen zu konfigurieren. Diese Tatsache machte die britischen Charterflugzeuge eher wenig komfortabel, wobei sich mittlerweile durch die Etablierung von Niedrigpreisgesellschaften ganz neue Kundengruppen an maximal konfigurierte Flugzeuge gewöhnt haben und diese sogar als sehr komfortabel einstufen.

Präsentationsflüge vor der regulären Flugbetriebsaufnahme

Am 20.03.1991 nahmen Airtours International den Flugbetrieb auf. der erste Einsatz führte von Manchester nach Rhodos, sehr wahrscheinlich gefolgt von einem Flug ab Rhodos nach Birmingham und wieder zurück nach Rhodos mit finaler Landung in Manchester. Das volle Sommerflugprogramm begann dann ab 01.05.1991.

Vor dem Beginn des Flugbetriebs präsentierte Airtours International ihre MD-83 am 19.03.1991. Es handelte sich um die MD-83 G-COES, die geladenen Gästen vorgestellt wurde, inklusive einer Einladung für Rundflüge. Das Flugzeug flog zuerst von Manchester nach London-Stansted mit einer Gruppe von Gästen und in Stansted wurden weitere geladene Gäste an Bord begrüßt. Die relativ leicht beladene MD-83 (nur knapp 50 Fluggäste, wenig Kerosin und Gepäck) hob dann nach Paris ab und zeigte "ihre sehr hohe Leistungsfähigkeit" (Steigrate etc.). Auf diesem Flug waren fünf Kabinenmitglieder für den Bordservice zuständig.

Laut einem Artikel wurde der Sitzreihenabstand als "spürbar größer als bei konkurrierenden Flugzeugtypen britischer Chartergesellschaften" beschrieben, so dass in "Zukunft die Fluggäste bei Airtours International die drei bis vierstündigen Urlaubsflüge als weniger entmutigend" empfinden würden.

Nach der Rückkehr nach London-Stansted wurde das Flugzeug nach Manchester positioniert und führte dann einen Leerflug ab Manchester nach Montpellier durch um dann von dort die Fußballmannschaft von "Manchester United" nach Großbritannien zurück zu fliegen.

Die ersten fünf MD-83 auf einem Foto!/Courtesy: Airtours International
Die ersten fünf MD-83 auf einem Foto!/Courtesy: Airtours International

Service im Detail

Bei Airtours wurde nach vorliegenden Informationen und Unterlagen erheblicher Wert auf Details gelegt. Airtours nutze rückblickend die Möglichkeit, ihre neue Fluggesellschaft bis ins kleinste Detail zu konzipieren und widmete sich auch Bereichen, die eigentlich als eher unwichtig einzustufen sind und mittlerweile heute nicht mehr den Stellenwert hätten, wie es einst der Fall war.

Einen großen Wert legte Airtours auf das zu verwendende Farbschema, welches sehr wahrscheinlich durch Mithilfe (oder Empfehlung/Vorschlag) von McDonnell Douglas in der dann zu sehenden Form vorgestellt wurde. Mehrere Versionen wurden gestestet, genauso auch die Wahl der Stofffarben bei den Sitzen, dem Fußboden, der Auswahl des Personals, der Serviceabläufe bei den Flügen mit spürbar besserem Service als bei Konkurrenten. Letztlich wirkte Airtours International als völlig neue Fluggesellschaft sehr durchdacht und professionell - und zu diesem Zeitpunkt voll auf die  MD-83 eingestellt.

Großer Erfolg

Nach den relativ wenigen vorliegenden Informationen bewährten sich die MD-83 von Anfang an sehr gut und erfüllte die Anforderungen, die Airtours an dieses Muster stellte. Die MD-83 fiel bei britischen Fluggästen auf, selbst und gerade bei Kunden ohne weiteres Interesse an Flugzeugen. Dies lag schlicht an der Tatsache, dass dieser Flugzeugtyp ansonsten von britischen Chartergesellschaften zu diesem Zeitpunkt nicht eingesetzt wurde und es in der ersten Hälfte der 1990er eher üblich war mit Boeing 737, 757 oder gar 767 in den Urlaub zu fliegen. Die die Konfiguration mit 5 Sitzplätzen pro Reihe konnten Airtours International 80% aller Fluggäste einen Platz am Gang oder Fenster bieten und die Fluggesellschaft warb auch hierfür. Durch die überaus attraktiv niedrigen Betriebskosten konnte Airtours International höchst wahrscheinlich erheblich günstiger ihren Flugbetrieb bestreiten als z.B. Dan-Air, die mit ihrer sehr heterogenen Flottenstruktur und teilweise betagten Flugzeugtypen zunehmend einen Wettbewerbsnachteil hatte.

Eine MD-83 der Airtours International in ihrem Element/Courtesy: McDonnell Douglas
Eine MD-83 der Airtours International in ihrem Element/Courtesy: McDonnell Douglas

Airtours International entschied sich für den weiteren Ausbau ihrer Kapazitäten für drei weitere MD-83, die dann die MD-83-Flotte auf acht Einheiten anwachsen ließ. Der Erfolg hielt an und saisonal wurden weitere (155-sitzige) MD-83 von der Finnair angemietet, die dann in einer Hybridbemalung eingesetzt wurden.

MD-90 oder A320?

Am 17.11.1995 gab Airtours International bekannt, daß 7 Airbus A320 von GPA angemietet werden sollen. Mit den A320 sollten die MD-83 ersetzt werden. Als Grund gab die Fluggesellschaft an, daß sie ihre Flotte vereinheitlichen wollte. Zuvor gab es Meldungen, dass sich Airtours entweder für die Airbus A320 oder für die MD-90 entscheiden wolle. Die Chancen für die MD-90 standen rückblickend eher schlecht. In Europa zertifizierte MD-90 dürfen nur mit 167 Sitzplätzen eingesetzt werden, die Reichweite der MD-90 ist geringer als bei der MD-83 und die A320 bot aufgrund ihrer Flugzeugfamilie, modernerer Auslegung und einer sehr hohen Leistungsfähigkeit spürbar mehr Potential für weiteres Wachstum. Hierfür nahm man in Kauf, dass die A320 aufgrund ihrer 3+3-Bestuhlung einen eher konventionellen Komfort bieten würde.

 

Durch die Übernahme der Intereuropean erhielt Airtours u.a. A320, Boeing 737-300/-400 und 757-200. Dadurch konnten Airtours International in der Praxis diverse Flugzeugtypen im Betrieb beobachten. Die Boeing 757-200 blieben in der Flotte, die Boeing 737 wurden ausgemustert und die MD-83 zugunsten einer A320-Flotte ersetzt.

Bis zum Anlaufen des Sommerflugplans 1996 (?) ersetzte Airtours International ihre gesamte MD-83-Flotte durch A320.

Damals auch an Abflugschaltern benutzt/Courtesy: Airtours International
Damals auch an Abflugschaltern benutzt/Courtesy: Airtours International
003 Airtours MD80 at Manchester Airport
Courtesy: Airtours
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