Zurück zur Ebene "Unglücke"
Der Landeunfall dieser McDonnell Douglas MD-83 von Korean Air am 15. März 1999 forderte glücklicherweise keine Todesopfer, ereignete sich aber in einer Phase großer öffentlicher und behördlicher Skepsis gegenüber Korean Air und ihrem Flugbetrieb.
Bei dem besagten Flugzeug handelte es sich um eine im Januar 1996 an Korean Air ausgelieferte McDonnell Douglas MD-83 mit der Registrierung HL7570.
Eingesetzt wurde diese sehr junge (oder spät ausgelieferte) MD-83 mit 160 Sitzplätzen und das Flugzeug gehörte zu einer Lieferung von drei MD-83, die im ersten Quartal 1996 an Korean Air ausgeliefert wurden.
Über diesen Zwischenfall existieren nur recht wenige mir bekannte Informationen. Gesichert scheint zu sein, dass es sich um den Linienkurs KE1533 von Seoul nach Pohang handelte und der Abflug um 10:55 Uhr erfolgte. An Bord befanden sich neben den beiden Piloten insgesamt 150 Fluggäste und vier Mitglieder der Kabinenbesatzung. Bei diesen Flug handelte es sich um eine sehr kurze Route in den Südosten Südkoreas. In Pohang herrschten widrige Wetterbedingungen mit Regen, schlechter Sicht und sehr böigem Wind mit Böenspitzen von 25 bis 32 Knoten.
Die Cockpitbesatzung musste den ersten Landeversuch gegen 11:40 Uhr abbrechen. Der zweite Landeversuch wurde umgesetzt und die MD-83 setzte auf der Landebahn auf. Das Flugzeug geriet aber über die Piste, rutsche über Antennenanlagen und einen verstärkten Stacheldrahtzaun und rutschte dann über einen Erdwall einen Abhang hinunter. Die MD-83 kam mit (vor der Tragfläche) gebrochenem Rumpf zu Stehen.
Wie durch ein Wunder konnten alle Insassen das Flugzeug verlassen, nur 19 Personen zogen sich Verletzungen zu.
Mir ist keine Quelle des offiziellen Untersuchungsberichts bekannt. Da aber Korean Air in dieser kritischen Phase schon länger seitesn der Öffentlichkeit und der südkoreanischen Behörden kritisiert wurde, schlug dieser Vorfall hohe Wellen. Diese Diskussionen ergaben sich u.a. alleine aufgrund von sechs Zwischenfällen und Unglücken in den 1990ern bis zum Vorfall mit dieser MD-83, gefolgt von zwei weiteren schweren Zwischenfällen im Jahr 1999. Vor dem Landeunfall der MD-83 war eine MD-82 der Korean Air am 23. August 1995 bei heftigem Regen in Seoul nach der Landung über die Piste gerutscht.
Zweifel am Flugbetrieb und er Sicherheit von Korean Air erwuchsen und es wurde eine sehr lebhafte Diskussion in den südkoreanischen Medien geführt. Es wurden Ursachen gesucht, auf Mißstände, Defizite, Unzulänglichkeiten hingewiesen und mögliche Lösungen vorgeschlagen.
Die südkoreanische Regierung hatte schon vor dem Zwischenfall die Korean Air angewiesen, ihr Inlandsprogramm temporär für sechs Monate um 138 Flüge zu reduzieren. Auch wurden Sanktionen und Geldstrafen angedroht. Auch stellte die US-Partnergesellschaft Delta Air Lines Nachrichtenmeldungen in Frage, ob eine weitere Unterstützung zur Anhebung der Sicherheitsstandards und Prozeduren umsetzbar sei. Nur drei Tage nach dem Zwischenfall musste eine Airbus A300-600 von Korean Air auf dem Flughafen von Cheju Island ihre Landung abbrechen, nachdem das Fahrwerk unter ebenfalls widrigen Wetterbedingungen teilweise neben der Piste im Gras aufsetzte. Das Flugzeug wich nach Kwangju aus, während Cheju für 15 Minuten aufgrund starker Sturmböen und Regen geschlossen wurde.
1998 wurde Korean Air der Anflug von Cheju aufgrund der bis dahin gehäuften Zwischenfälle verboten worden. Dieses Verbot wurde nach heftigen Protesten von lokalen Kräften aufgehoben, die negative Effekte auf den (wichtigen) Tourismus befürchteten.
Die Maßnahmen und Verbesserungen bei der Schulung der Cockpitbesatzungen (Flugverfahren, Umgang untereinander, Arbeitsaufteilung, Kommunikation) sorgten für eine deutliche Anhebung der Standards und Korean Air verzeichnen seit Jahren keine überdurchschnittliche Rate an Zwischenfällen. Besonderes Augenmerk wurde auf eine qualitativ umfassende Sicherheitskultur und Pflege einer solchen Mentalität gelegt. Es ist sogar wahrscheinlich, dass aufgrund der unrühmlichen Vergangenheit sogar noch strengere Maßnahmen umgesetzt worden und Korean Air in sehr vielen Bereichen vielfach Standards übertreffen.