Zurück zur Ebene "Chronologie der MD-80"
Die Einstellung der MD-80-Produktion hatte augenscheinlich keinen sofort spürbaren negativen Effekt auf die eingesetzte Weltflotte. Die schon umgesetzten oder zumindest bekannten Ausmusterungspläne bei diversen Unternehmen waren keine Überraschungen, gebrauchte MD-80 fanden relativ schnell neue Interessenten. Unterdessen schwächte sich die Konjunktur in einigen Regionen ab Mitte 2001 ab. Die am 11. September 2011 in den USA verübten Terroranschläge haben innerhalb weniger Wochen die Situation des Luftverkehrs erheblich verändert und die Ausgangsposition für die MD-80-Serie dramatisch neu definiert.
Bereits zuvor bekannte Ausmusterungspläne wurden in mehreren Fällen teilweise erheblich beschleunigt, während z.B. andere Unternehmen aufgrund eingebrochener Passagiernachfrage innerhalb kürzester Zeit Liquiditätsprobleme ereilten bzw. schon finanziell geschwächte Fluggesellschaften endgültig ihren Flugbetrieb einstellen mussten. Es gilt als allgemein anerkannt, dass die Ausmusterungen von MD-80 bei US Airways und Continental Airlines beschleunigt umgesetzt wurden, während andere Unternehmen wie Vanguard Airlines ihren Betrieb einstellen mussten. Vielfach mussten sich Unternehmen einer neuen Gesamtsituation stellen und die Neuausrichtung erforderte u.a. auch Kapazitätsanpassungen nach unten. Es lag vielfach nahe, dass Fluggesellschaften im Zuge einer Straffung ihres Betriebs eine Flottenbereinigung umsetzen, die keinen weiteren Einsatz der MD-80 vorsahen. Erschwerend befanden sich auch weniger stark betroffene Unternehmen unabhängig davon in Ausmusterungsprozessen, so zum Beispiel Korean Air.
Eine hohe Anzahl von ausgemusterten und abgestellten MD-80 führte zu einem dramatischen Verfall der Gebrauchtpreise und Leasingraten. Dies betraf mehrheitlich ältere MD-80, deren weitere technische Betreuung sogar im Verhältnis zum Restwert des Flugzeugs in Frage gestellt wurde. Das Interesse an MD-80 als Anfangsequipment bei Jungunternehmen hielt sich ebenfalls stark in Grenzen, da die MD-80 nur marginal die Fluglärmauflagen erfüllte und die Wirtschaftlichkeit als zu schlecht eingeschätzt wurde.
Ab ca. 2002 erlebte die MD-80 eine erste Renaissance in einer Region, die zuvor keinerlei Assoziationen mit der MD-80 verband: Indonesien!
Mit der AirFast Indonesia, Bouraq Indonesia, Lion Airlines und Star Air gesellten sich innerhalb einer sehr kurzen Folge neue Betreiber von MD-80 zum Gesamtbetreiberkreis. Hier kamen u.a. MD-80 zum Einsatz, die zuvor bei Continental Airlines und Korean Air eingesetzt wurden. Der Flugzeugtyp wurde in Indonesien als "neuer Flugzeugtyp" beworben - sicherlich auch unter der erwähnten Ausnutzung der Tatsache, dass dieses Modell in Indonesien zuvor nicht eingesetzt wurde und der Einsatz von Boeing 737-200 Adv. nun im Vergleich zur "neuen MD-80" als Vorteil vermarktet wurde. Die Anfangserfolge dieser neuen Betreiber waren auch augenscheinlich positiv, wenngleich die fortschreitende Deregulierung des indonesischen Luftverkehrs in den Folgejahren auch negative Entwicklungen aufzeigen sollte.
Die indonesische Lion Air mutierte innerhalb einer sehr kurzen Zeitspanne zu einem nicht mehr zu ignorierenden MD-80-Betreiber. Der Aufstieg der Lion Air hat möglicherweise die Entscheidungen anderer indonesischer Unternehmen indirekt oder gar direkt beeinflusst, ebenfalls mit MD-80 technologisch wie auch kapazitätsseitig in eine neue Kategorie vorzustoßen. Diese Pläne konnten aber von Bouraq Indonesia und Star Air nicht umgesetzt werden.
Bis 2005 reduzierten namhafte Nutzer der MD-80 ihre jeweiligen Flotten auf teilweise sehr kleine Teilflotten, die dann 2005/2006 endgültig ausgemustert wurden. Dazu gehören Austrian Airlines und Finnair. Gleichzeitig reduzierten andere Unternehmen ihre großen MD-80-Flotten, setzten dieses Modell aber vorerst weiterhin ein. Hier seien Alaska Airlines, Alitalia und SAS genannt.
Im Zeitraum 2000 bis 2005 gesellten sich aber eine Viezahl von neuen Nutzern der MD-80 zum Betreiberkreis. Die Mehrheit dieser Unternehmen existierte nur relativ kurze Zeit, während einige sich dann bis zum nächsten Jahrzehnt zu überaus wichtigen Betreibern entwickeln sollten. Hier fallen besonders die US-Gesellschaft Allegiant Air und die Bulgarian Air Charter auf. In der fraglichen Zeit bis 2005 versuchten auch andere Unternehmen ihr Glück und dies mit guten Anfangserfolgen. In Kanada etablierten sich Jetsgo, während in Kroatien die Air Adriatic ein häufiger Gast auf europäischen Flughäfen wurde.
Sämtliche Erholungstendenzen bei der nicht mehr in Produktion befindlichen MD-80-Serie erschienen im Vergleich zu quantitativ enormen Neubestellungen für die Airbus A320-Familie und Boeing 737NG vernachlässigbar. Es zeigte sich immer deutlicher, dass es beim "Hobby MD-80" nur noch um das "Verwalten des Verbleibs von bestehenden Flotten" ging und die Einstellung der Boeing 717-Produktion im Jahre 2006 dann auch die letzten Möglichkeiten über das Berichten von Neuauslieferungen beendete.