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Eine MD-80 wird durch folgende Systeme vor Eisansatz geschützt:
Die Cockpitsicht wird außerdem durch Scheibenwischer und ein "rain repellent system" gewährleistet.
Das bordeigene "Airfoil anti-ice system" der MD-80 ist so ausgelegt, dass gefährdete Strukturbereiche des Flugzeugs vor Eisansatz bewahrt werden. Die Prävention erfolgt über Hitze, die entweder thermisch durch abgezapte Triebwerksluft oder durch elektrisch erzeugte Wärme bereitgestellt wird. Das Entfernen von Eis wird zumeist dem Bereich "de-icing" zugeordnet. Das klassische Enfernen von Eis und Schnee am Boden erfolgt durch manuelle Entfernung von Kontamination und Aufsprühen einer Glykolmischung mit dem Zweck, dass für einen bestimmten Zeitraum kein neuer Eisansatz erfolgt.
Kontamination durch Eis kann unter Umständen die Aerodynamik der Trag- und Steuerflächen empfindlich stören. Der Auftriebsverlust kann in extremen Fällen erheblich sein und ein Flugzeug in instabile Fluglagen führen. Zusätzlich können Sensoren ausfallen und das Flugzeuggewicht durch Eis erheblich steigen. Erschwerend kommt bei Flugzeugen mit Hecktriebwerken hinzu, dass von Tragflächen fliegende Eisstücke in die Triebwerke geraten könnten. Die Gefahr durch Eisansatz darf nicht unterschätzt werden und kann je nach Wetterlage extreme Formen annehmen. So können zum Beispiel bei Gewitterlagen unterkühlte Regentropfen auf die Oberfläche einer durch die Elemente fliegenden MD-80 treffen und augenblicklich gefrieren.
Die Vorderkanten der Tragflächen und des Höhenleitwerks sowie die Vorderkante des Seitenleitwerks und Triebwerkseinläufe können bei Bedarf durch Heißluft beheizt werden, deren Zapfluft den Triebwerken entnommen wird. Diese Methode ermöglicht bei dieser Baureihe in zeitlichen Intervallen die Verhinderung von Eisansatz an den Tragflächenvorderkanten, am Leitwerk und den Triebwerkseinläufen, aber auch Entfernung von bestehender Vereisung, die bestimmte Volumina überschreitet. Das hier sehr vereinfacht beschriebene System stellt keine simultane Beheizung dar, sondern eine abwechselnde Aktivierung.
Der normale Ablauf ist nach Aktivierung eine 15-minütige Versorgung der Vorderkanten der Tragflächen mit Heißluft, gefolgt von einem 2,5 Minuten-Intervall mit der Versorgung der Vorderkanten des Leitwerks und "ram air scoop inlet" ( das Loch am Leitwerksansatz). Während dieser Phase werden die Vorderkanten der Tragflächen nicht beheizt. Danach kann wieder für 15 Minuten dieser Bereich beheizt werden.
Dieses System kann während des aufenthalts am Boden schon eingeschaltet werden, wird aber erst aktiv tätig, sobald das Flugzeug in der Luft ist.
Die Aktivierung des Systems resultiert in einer spürbaren Abnahme der verfügbaren Triebwerksleistung und erhöht den Kerosinverbrauch deutlich.
Folgende Grafik zeigt schematisch das Beheizen der Vorflügel:
Folgende Grafik zeigt weitere Bereiche, die elektrisch beheizt werden und dadurch garantiert eisfrei gehalten werden:
Das Beheizen dieser Sensoren ist für eine einwandfreie Funtion und Er- sowie Übermittlung von Daten sehr wichtig, die für eine sichere Flugdurchführung unerlässlich sind.
--> Zum Hauptartikel: "Cockpitscheiben der MD-80-Serie"
Das "Center windshield" und die beiden Fenster links und rechts dieser mittig angeordneten Scheibe werden beheizt, damit diese im Falle von Vogelschlag etc. eine hohe Festigkeit bieten. Alle Fenster sind mit Sensoren ausgestattet und können von innen gegen Beschlag beheizt werden.
Bei defekter Beheizung kann ein Flug fortgesetzt werden, wobei aber die maximale Reisegeschwindigkeit reduziert werden muss.
--> Zum Hauptartikel: "Triebwerke der MD-80"
Ebenfalls durch abgezapte Triebwerksluft können bei Bedarf die Triebwerkseinläufe ("cowlings") beheizt werden und garantieren, dass sich kein Eis in diesem Bereich absetzen kann. Eisansatz in diesem Bereich kann negative Folgen für die Triebwerke haben. Hier seien primär der geringere Luftdurchsatz (verfälschter EPR-Wert) und die Gefahr von Eisfragmenten genannt, die in die Triebwerke eingesaugt werden könnten.
Bei vielen Nutzern der MD-80 ist es üblich, dass während der Phase vor dem Startlauf auf dem Vorfeld oder Rollweg in zeitlich bestimmten Intervallen bei widrigem Wetter mit Gefahr von Eisansatz die Triebwerke bewusst für einen recht kurzen Moment auf ca. 80% Schubleistung hochgefahren werden. Diese kurzfristig hohe Leistung saugt mögliche kleinere Mengen von Eisansatz ein und "befreit" die Triebwerkseinläufe von Kontamination.